Donnerstag, 3. Januar 2008
er sah plötzlich Athena, es ist Athena, wenn man die Vergrösserungen betrachtet, sieht man es deutlich, wenn man die kleine Photografie, die uns zugänglich ist, vergrössert, viele Male, dann erscheint das Bild der Göttin, Kohlenglut sprühte von ihm aus, er neigte den Himmel, wir müssen lieben, auf jeden Fall, das ist das Wichtigste, das ist die Hauptsache, ut qui non vident videant, ich muss Ihnen dies wieder einmal mit aller Deutlichkeit sagen, halten Sie sich daran, sonst sind Sie verloren, und fuhr herab, la poitrine, insgeheim vergrössert, Wolkendunkel zu seinen Füssen, wenn schon die alten Griechen keinen Ausweg gefunden haben, in ihrer viel einfacheren Welt, wie sollten wir ihn finden, Platon wäre entsetzt und erschüttert, wenn er uns sähe, Sokrates würde im Irrenhaus landen, genauso wie Jesus, und vielleicht mit Recht, une beauté céleste, un ange,
die Menschen sind durch Sokrates und Jesus nicht gebessert worden, sie wurden nur zäher, strapazierfähiger, geduldiger, blöder auch, vereselter, sie hielten mehr aus, und weil sie mehr aushielten, gab es auch immer Eliten, die davon profitierten und dank diesem Menschenmaterial neue, unerhörte Ziele anstreben konnten, ô ange, aber was wäre geschehen ohne diese Narkotika, ohne diese Tröstungen und Stärkungen, je veux que tu m'embrasses, wir glauben nicht, dass die Geschichte einen freundlicheren Verlauf genommen hätte, wir wären vermutlich auf primitiveren Stufen stecken geblieben, o figlie di Gerusalemme, und in Europa würden heute irgendwelche Indianer oder Azteken oder sonstige bemalten Halbwilde aufeinander Jagd machen und Menschenopfer darbringen, da loben wir schlussendlich doch die Propheten und Zauberer, denen wir unsere jetzige Kultur, unsere Kühlschränke und Autos und Flugzeuge verdanken, Finsternis ringsum, Hagel, vom Segen der Arbeit, die Erleichterung besteht darin, dass das Interesse des Leidenden grundsätzlich vom Leiden abgelenkt wird, dass beständig ein Tun und wieder nur ein Tun ins Bewusstsein tritt und folglich wenig Platz darin für Leiden bleibt, et qui vident caeci fiant, denn sie ist eng, diese Kammer des menschlichen Bewusstseins,
er machte sich Finsternis, und es gibt auch Liebeseinsprengsel, dachte er, die allerseltensten Einsprengsel sind die Liebeseinsprengsel, in unseren Breitengraden sind sie extrem selten, es gibt ganze Länder und Erdteile, wo man sie kaum antrifft, wo alles nur aus grauem Gestein besteht, aus Schichten, die sich abgelagert und das höhere Leben erstickt haben, Finsternis ringsum zum Zelt, aber wir waren ja beim Hassen, dachte er, Hass erfüllt uns, dachte er, das geben wir zu, wir haben nicht nur ein paar kleine Hasseinsprengsel, wir haben einen klaren, rabenschwarzen, zentimeterdicken Hassteil in unserem Herzgestein, meine Frau, aber das rechnen wir uns als Verdienst an, wer das Gute befördern will, der muss von Hass erfüllt sein, wer das Gute befördern will, muss klug sein, sehr klug, der muss das Böse erkennen, das Gemeine, das Schlimme, das Unwürdige, die Lüge, der wird es überall sehen, weil es überall ist, Wasserdunkel und dichte Wolken, wer das Gute befördern will, der muss das Böse hassen, der muss sich mit Hass vor der Verzweiflung retten, der muss sich in den Hassschichten bewegen können, der muss alle Formen und Farben des Hasses auskosten, ego sum, der Hass kann ganz hart und schwarz sein, bitterböse, man versteinert, wenn man in diese Schichten gerät,
der Hass kann aber auch milde sein, es gibt Bereiche, in denen sich die Hassenden erholen wollen, ohne den Hass zu verlassen, immer schön ein klein wenig hassen, das tut ganz gut, uns und den andern, dachte er, kanntest jeden Zug, einen Seitenhieb hier, einen Nadelstich dort, das erleichtert uns, das beflügelt uns, aus dem Glanz vor ihm her entströmten Hagel und glühende Kohlen, Nasenstüber für Leute, die man teeren und federn sollte, kleine ironische Nebenbemerkungen, wo man mit einem glühenden Pfahl daherstürmen müsste, das ist eine obere Region des Hasses, in der wir uns ganz gern aufhalten, lieber noch als in den unteren Regionen der Liebe, die ja neben vielen unbeschreiblichen Glücken auch besondere Unglücke haben, ego sum pastor bonus bonus pastor,
wenn man in die Liebesschichten gehen wollte, müsste man dort aufsteigen, in die reineren Gefilde, Zwischenspiel, je veux encore crier, oh, aber diese Gefilde sind uns nur aus Sagen und Märchen bekannt, wir müssten uns unendlich anstrengen, um dorthin zu gelangen, wir würden wohl dabei scheitern, dachte er, wir würden ganz gewiss abstürzen, und tun daher gut daran, uns nicht zu weit vorzuwagen, oaah, donc, schon zähle ich zu denen, das ist zweifellos kein idealer Zustand, aber ein unter den hiesigen unerträglichen Verhältnissen erträglicher Zustand, und das ist schon viel, die in die Grube steigen, also hassen, ausrufen, Schlendrian, dachte er, Schlendrian, Sudelei, und die Zeitungen lesen, die Unfälle und Verbrechen, die Todesanzeigen, und sich freuen, wenn jemand aus dem Fenster springt,
bin kraftlos, unter den Toten bin ich schon, nach dem Tode meines Fürsten, meines einzigen Freundes und Wohltäters, habe ich mich aus der Welt und allen weltlichen Verhältnissen herausgerissen, ich beförderte gern was vernünftig war, verschwieg nicht, wenn ich etwas abgeschmackt fand, und man hatte immer von meinem unruhigen Kopf und von meinem bösen Maule zu reden, das Menschenpack fürchtet sich vor nichts mehr als vor dem Verstande, vor der Dummheit sollten sie sich fürchten, wenn sie begriffen, was fürchterlich ist, wie die Erschlagenen, die im Grabe liegen, aber jener ist unbequem, man muss ihn beiseite schaffen, diese ist nur verderblich, und das kann man abwarten, doch es mag hingehen, ich habe zu leben, und von meinem Plane sollen sie weiter hören, il faut admirer cette beauté héllenique, il faut,
man spricht viel vom Theater, aber wer nicht selbst darauf war, kann sich keine Vorstellung davon machen, wie völlig diese Menschen mit sich selbst unbekannt sind, wie sie ihr Geschäft ohne Nachdenken treiben, wie ihre Anforderungen ohne Grenzen sind, davon hat man keinen Begriff, in meinem Wesen, die in den anonym gewordenen Gesellschaften von religiösen oder politischen Führern dekretierten Normen fördern den Konflikt zwischen der biologischen Natur des Menschen und den Erfordernissen der Sozietät beziehungsweise dem, was die jeweiligen Führer als Erfordernis definieren, animam suam dat, man kam auf die Frage zu sprechen, warum uns dennoch der Aufbau von Grossgesellschaften gelang, allein mit einer Affennatur wäre uns dies nicht möglich gewesen, sagte der Chef, es müsse, so glaube er, in den tieferen Schichten unserer Ausstattung Befähigungen geben, die uns zum Leben in einer grossen, anonymen Masse befähigten, spähtest, wir seien so noch immer Herdentier in der Herde, Fisch im Schwarm, wuselndes Insekt in einem wuselnden Meer von Artgenossen, pro ovibus,
Mittwoch, 2. Januar 2008
Dienstag, 1. Januar 2008
so werde es vielleicht verständlicher, warum Platon einen vollkommenen Staat propagierte und die Ethik auf die Existenz idealer moralischer Gesetze zurückführte, die Geburt der idealistischen Ethik sei selbst das Resultat der sozialen Evolution des Menschen, der mit dem Prozess seiner Zivilisierung auch immer ratloser geworden sei und nur noch in der vermeintlichen Existenz eines unwandelbaren Sittengesetzes einige Orientierungspunkte zu finden hoffte, wie die reinste, obwohl natürlich jenes Sittengesetz freilich nie die jeweils empfundenen Uebel zu beseitigen vermochte, ego sum, was es auch immer ist, Hochreligion, Philosophie, Irrlehre, Aber- und Wunderglaube, wir nehmen es dankbar entgegen, wenn es darum geht, das Tier zu zähmen, sagte Platon, deshalb und nur deshalb habe ich ja auch meinen Sokrates geschaffen, es hat mir dies einige Mühe gekostet, von Zähmung des Menschentiers kann aber in der Regel keine Rede sein, man kann das liebe Vieh nicht zähmen, nur abrichten, Nerve, unter Zwang tut es jeweils, was man von ihm will, unter Druck wird es, o Wunder, wenigstens für ein paar Jahre oder Jahrzehnte, zu einem hinreichend verlässlichen und braven Bürger oder Soldaten, pastor bonus bonus pastor, oder sogar zu einem General oder Feldmarschall,
il faut la célébrer, la louer, nicht allein will jeder der erste, sondern auch der einzige sein, jeder möchte gerne alle übrigen ausschliessen, und sieht nicht, dass er mit ihnen zusammen kaum etwas leistet, jeder dünkt sich wunderoriginal zu sein, und ist unfähig sich in etwas zu finden was ausser dem Schlendrian ist, loue, loue, die deiner Hand entzogen sind, dabei eine immerwährende Unruhe nach etwas Neuem, mit welcher Heftigkeit wirken sie gegeneinander, und nur die kleinlichste Eigenliebe, der beschränkteste Eigennutz macht, dass sie sich miteinander verbinden, vom wechselseitigen Betragen ist gar die Rede nicht, ein ewiges Misstrauen wird durch schändliche Reden unterhalten, und an die du nicht mehr denkst,
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