Dienstag, 17. November 2015


Chloe, es gibt 981 Figuren in Shakespeares dramatischem Werk, davon sind sechzehn Prozent weiblich, diese sechzehn Prozent dürfen dreizehn Prozent des Textes sprechen, er zerrte mich vom Weg, eine archaische Situation, wir sind als höhere Affen des öftern vom Weg gezerrt worden, von Löwen, liess mich regungslos liegen und zerfleischte mich, ein Affenschicksal, auch das ist für einen lwa keineswegs etwas Besonderes, für den Baron Samdi ist das ganz normal, wenn eine Raubkatze an einem Schädel nagt, wenn er nur recht sauber abgenagt ist, dann stellt ihn der oungan auf seinen Altar, zusammen mit einem Glas kleren,

 

denn der Baron Samdi liebt Rum, er trägt immer eine Flasche bei sich, den Bogen spannte er und stellte mich als Ziel hin für den Pfeil, das ist ganz krankhaft, diese Vorstellung, sagt der esprit, aber natürlich typisch für diese heillos verdrehten Kulturmenschen mit ihrer falschen Religion, mit ihrem schwerblütigen, beschränkten Gott, diesem eigersüchtigen, unaufhörlich wütenden und strafenden Ungetüm, das nie recht zu wissen scheint, was es will, zum Beifall, da bewältigen die Menschen auf meiner Insel ihr Leben doch viel besser, sie sterben auch, und womöglich noch viel schrecklicher,

meine Nieren traf er mit den Pfeilen seines Köchers, jetzt also die Nieren, sie sterben im Staub der Strassen, sie verdursten, sie verhungern, als Kinder schon, aber sie lächeln lieb und gehen still wieder weg, all meinen Leuten ward ich zum Hohn, wenn es ihnen einmal schlecht geht, so konsultieren sie den oungan oder den bòkò oder eine manbo, sie weiss Rat, sie macht ein travay maji, wir sehen an den Wänden kleine Stücke von Verpackungsmaterial, es ist brauner Wellkarton, manchmal gefaltet, geknickt, manchmal bestrichen mit gelber Farbe, eine dreizehnteilige Arbeit, mit zwei feinen Nägeln, die sichtbar bleiben, an der Wand befestigt, Virginia,

Mittwoch, 28. Oktober 2015




eine kleine magische Arbeit, sie zündet Kerzen an, legt Karten, zeichnet das erforderliche vévé, faltet Zettel, bindet mit farbigen Schnüren kleine Spiegel und Scheren an eine Flasche, giesst Parfüm über Steinen aus,

verschiebt Puppen, verbrennt eine Dollarnote, zum Spott jeden Tag, ein Gläschen Rum für Papa Gede, und man fühlt sich schon besser, mit Papa Gede fühlt man sich besser als mit diesem jähzornigen Gott der reichen Nordländer, Papa Gede winkt, gewiss, und man muss ihm folgen, aber es fällt einem nicht schwer, er schiesst nicht mit Pfeilen und zerfleischt uns nicht als Löwe, Papa Gede ist ein guter Kerl, er führt uns weg, aber das ist ja nichts Schlimmes, das Leben ist wunderbar, aber der schönste Gedanke ist, dass es doch einmal endgültig endet,

ut admirationem faciam, der Verabredung gemäss traf man sich des anderen Tags abermals auf offener See, mit Bitterkeit, aber nun gegen Mittag erschien abermals das Wunderbare, die Damen landeten allein, hat er mich gesättigt, die Männer kreuzten vor dem Hafen, nun suchte der Sänger seinen Vortrag einer solchen Annäherung zu bequemen, wo nicht bloss von einem zart und lebhaft jodelnden allgemeinen Sehnsuchtston, sondern von heiterer zierlicher Andringlichkeit irgend eine glückliche Wirkung zu erhoffen wäre,

 

 

Freitag, 9. Oktober 2015


wunderbar handeln, wenn Frauen allerdings hysterisch wurden, ihn mit irgendeiner Referenz oder Autogrammbitte in seiner Münchner Wohnung aufsuchten und ihn dann mit einem Blitz-Striptease zu Initimitäten hinzureissen suchten, ja ein Kind von ihm empfangen wollten, an diesem Volk, liess er sie durch seine resolute Wirtschafterin, Frau Anny Winter-Brunner, kurzerhand wieder rausschmeissen, vnd gen vf den aker vein, das ist der Trost, den Gede für uns bereit hält, por las noches busqué, wie einfach wir lwa doch sind, es braucht nicht viel, um uns zu dienen, die einen nehmen gern ein Häppchen vom Schwein, kochon, die anderen lieber Huhn, poul, und wir lieben es, wenn es immer auf die gleiche Art zubereitet wird,

 

Dienstag, 29. September 2015


getränkt mit Wermut, der eine wünscht es sich immer gekocht, der andere immer grilliert, und die manbo erklärt uns die Geister auf ihrem Altar, er liess meine Zähne auf Kiesel beissen, das ist ja grässlich, hören wir doch einfach nicht mehr hin, und liess mich den Staub zermalmen, und wen also sehen wir da auf dem Altar, Ezili Danto, selbstverständlich, und alle, die mit ihr wirken, Sankt Patrick, Sankt Georg, Jean-Baptist, und noch viele mehr, du stiessest mich aus dem Wohlstand, hört, hört, Wohlstand, was ist das, was Glück ist, vergass ich, der Klagende wird uns ja immer unsympa­thischer, und die Götter auf dem Altar immer lieber,

Sonntag, 27. September 2015

Dienstag, 15. September 2015


Santa Rosa ist da, aus Lima, und Saint Philomène, und Saint Andrew, Saint Jude, es erstaunt sie doch nicht, dass wir auch den heiligen Judas unter uns haben, ich sprach: mein Glanz ist dahin, Idioten, mit Glanz, was für Glanz, was nennen sie Glanz, gehen Sie, wenn es Ihnen schlecht geht, wenn in der Familie etwas nicht mehr so läuft wie es sollte, gehen Sie zu Mama Lola, sie wird für Sie eine Bitte formulieren, eine demann, und wird diese Bitte auf einen Zettel schreiben und diesen Zettel unter einen der vielen Steine legen, die sich auf dem Altar befinden, und wenn man Mama Lola fragt, was sie auf dem Altar habe, dann sagt sie, dass sie alles auf dem Altar habe,

alles, Steine, Blätter, Papa Gede hat gern Blätter, die im Herbst von den Bäumen gefallen sind, jahrelang bewahren wir sie auf, bis sie ganz zu braunem Staub zerfallen sind, und Mama Lola hat alles auf dem Altar, es gibt nichts, das sie nicht auf dem Altar hat, viele kleine Parfümfläschchen, Gin, Rum, auch eine Flasche Champagner, auch mein Hoffen auf den Herrn, wir aber hörten und sahen das fraglos beste Konzert aller Zeiten, und wir würden gerne tausendmal dieses gleiche elende Leben leben, wenn nur auch dieses Konzert tausendmal darin vorkommen würde,

nach diesem besten Konzert aller Zeiten befürchteten wir übrigens, dass nun unser Leben und überhaupt das Leben auf dieser Welt und überhaupt die Existenz des Universums ein Ende finden könnte, das Ziel war ja erreicht, Grösseres und Schöneres ist nicht mehr möglich, es war das grösste Konzert, mein, the bodies of the men were torn six times each with irons, Anna's breasts were cut off and rubbed in the faces of her adult sons, the bones of the men were broken on the wheel, and the father was impaled on a pike, before they were finally burned at the stake, lungo la notte,