wir sprachen vorhin unter anderem von einem tausendseitigen Buch, wir
können nämlich mit Leichtigkeit ein tausendseitiges Buch schreiben, und sogar
mit Lust, da der Mensch an allem, was ihm leicht fällt, Lust hat, so haben wir
eben Lust am Schreiben eines tausendseitigen Buches, vil libe, und wie könnte es aussehen, wieviele Kapitel soll es
haben, welche Ueberschriften, welchen Aufbau, welche geheimen
Kompositionsprinzipien, welchen Stil, wir könnten den Text in kleine
Abschnittchen aufteilen und diese Abschnittchen kunstvoll numerieren, wie ein
Philosoph, oder wir könnten grössere Kapitel machen, wir könnten die kleinen
Teile zu beliebig grossen grösseren Teilen zusammenfügen,
Mittwoch, 30. Dezember 2015
Donnerstag, 24. Dezember 2015
Mittwoch, 23. Dezember 2015
und es fliessen, am Besten wäre es, denken wir, wenn wir alles
aneinanderfügen würden, ohne jeden Unterbruch, das werden aber die Leser nicht
schätzen, denken wir, aber wir machen das Buch ja nicht für den Leser, wir
machen es für uns, und uns macht es Spass, ein tausendseitiges Buch zu
schreiben ohne jeden Abschnitt, es soll in diesem Buch nicht die Spur eines
Abschnittes geben, denken wir, ecce ego
addam, die Leute sollen ruhig denken, der Verfasser sei verrückt, das macht
uns nichts, wenn jemand denkt, wir seien verrückt,
wenn wir Abschnitte machen würden, Abschnitte mit Ueberschriften,
denken wir, würden vielleicht die Leser verrückt, die Titel sollten ja
üblicherweise etwas über den Inhalt mitteilen, sie fassen den Inhalt mit einem
Wort oder wenigen Worten zusammen, das geht aber nicht, bei uns, denken wir,
wir können hier nichts mit einem Titel versehen, wir haben uns dies lange
überlegt und viele Titel erwogen und ganze Inhaltsverzeichnisse angelegt, die
wir vielleicht noch vorzeigen werden, Teppiche voller Zauberzeichen, Wunder und
Versprechungen, sul mio letto, wir
haben lange über diesen Titeln gebrütet und haben an ihnen gefeilt und
gearbeitet und haben sie schliesslich wieder weggelegt, sul mio letto, es gibt hier keine Titel, denken wir, und das Klagelied
wird weiter gesungen, mit Frechheit,
Montag, 30. November 2015
Dienstag, 17. November 2015
Chloe, es gibt 981 Figuren in Shakespeares dramatischem Werk,
davon sind sechzehn Prozent weiblich, diese sechzehn Prozent dürfen dreizehn
Prozent des Textes sprechen, er zerrte
mich vom Weg, eine archaische Situation, wir sind als höhere Affen des
öftern vom Weg gezerrt worden, von Löwen, liess
mich regungslos liegen und zerfleischte mich, ein Affenschicksal, auch das
ist für einen lwa keineswegs etwas
Besonderes, für den Baron Samdi ist
das ganz normal, wenn eine Raubkatze an einem Schädel nagt, wenn er nur recht
sauber abgenagt ist, dann stellt ihn der oungan
auf seinen Altar, zusammen mit einem Glas kleren,
denn der Baron Samdi liebt
Rum, er trägt immer eine Flasche bei sich, den
Bogen spannte er und stellte mich als Ziel hin für den Pfeil, das ist ganz
krankhaft, diese Vorstellung, sagt der esprit,
aber natürlich typisch für diese heillos verdrehten Kulturmenschen mit
ihrer falschen Religion, mit ihrem schwerblütigen, beschränkten Gott, diesem
eigersüchtigen, unaufhörlich wütenden und strafenden Ungetüm, das nie recht zu wissen scheint, was es
will, zum Beifall, da bewältigen die
Menschen auf meiner Insel ihr Leben doch viel besser, sie sterben auch, und
womöglich noch viel schrecklicher,
meine Nieren traf er mit den Pfeilen seines
Köchers, jetzt also die
Nieren, sie sterben im Staub der Strassen, sie verdursten, sie verhungern, als
Kinder schon, aber sie lächeln lieb und gehen still wieder weg, all meinen Leuten ward ich zum Hohn, wenn
es ihnen einmal schlecht geht, so konsultieren sie den oungan oder den bòkò oder
eine manbo, sie weiss Rat, sie macht
ein travay maji, wir sehen an den Wänden
kleine Stücke von Verpackungsmaterial, es ist brauner Wellkarton, manchmal
gefaltet, geknickt, manchmal bestrichen mit gelber Farbe, eine dreizehnteilige
Arbeit, mit zwei feinen Nägeln, die sichtbar bleiben, an der Wand befestigt, Virginia,
Mittwoch, 28. Oktober 2015
verschiebt Puppen,
verbrennt eine Dollarnote, zum Spott
jeden Tag, ein Gläschen Rum für Papa
Gede, und man fühlt sich schon besser, mit Papa Gede fühlt man sich besser als mit diesem jähzornigen Gott der
reichen Nordländer, Papa Gede winkt,
gewiss, und man muss ihm folgen, aber es fällt einem nicht schwer, er schiesst
nicht mit Pfeilen und zerfleischt uns nicht als Löwe, Papa Gede ist ein guter Kerl, er führt uns weg, aber das ist ja
nichts Schlimmes, das Leben ist wunderbar, aber der schönste Gedanke ist, dass
es doch einmal endgültig endet,
ut admirationem faciam, der Verabredung gemäss traf man sich des anderen Tags
abermals auf offener See, mit Bitterkeit,
aber nun gegen Mittag erschien abermals das Wunderbare, die Damen landeten
allein, hat er mich gesättigt, die
Männer kreuzten vor dem Hafen, nun suchte der Sänger seinen Vortrag einer
solchen Annäherung zu bequemen, wo nicht bloss von einem zart und lebhaft
jodelnden allgemeinen Sehnsuchtston, sondern von heiterer zierlicher
Andringlichkeit irgend eine glückliche Wirkung zu erhoffen wäre,
Freitag, 9. Oktober 2015
wunderbar handeln, wenn Frauen allerdings hysterisch wurden, ihn mit
irgendeiner Referenz oder Autogrammbitte in seiner Münchner Wohnung aufsuchten
und ihn dann mit einem Blitz-Striptease zu Initimitäten hinzureissen suchten,
ja ein Kind von ihm empfangen wollten, an
diesem Volk, liess er sie durch seine resolute Wirtschafterin, Frau Anny
Winter-Brunner, kurzerhand wieder rausschmeissen, vnd gen vf den aker vein, das ist der Trost, den Gede für uns bereit hält, por las noches busqué, wie einfach wir lwa doch sind, es braucht nicht viel, um
uns zu dienen, die einen nehmen gern ein Häppchen vom Schwein, kochon, die anderen lieber Huhn, poul, und wir lieben es, wenn es immer
auf die gleiche Art zubereitet wird,
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