Mittwoch, 30. Dezember 2015


wir sprachen vorhin unter anderem von einem tausendseitigen Buch, wir können nämlich mit Leichtigkeit ein tausendseitiges Buch schreiben, und sogar mit Lust, da der Mensch an allem, was ihm leicht fällt, Lust hat, so haben wir eben Lust am Schreiben eines tausendseitigen Buches, vil libe, und wie könnte es aussehen, wieviele Kapitel soll es haben, welche Ueberschriften, welchen Aufbau, welche geheimen Kompositionsprinzipien, welchen Stil, wir könnten den Text in kleine Abschnittchen aufteilen und diese Abschnittchen kunstvoll numerieren, wie ein Philosoph, oder wir könnten grössere Kapitel machen, wir könnten die kleinen Teile zu beliebig grossen grösseren Teilen zusammenfügen,

Donnerstag, 24. Dezember 2015

Mittwoch, 23. Dezember 2015


und es fliessen, am Besten wäre es, denken wir, wenn wir alles aneinanderfügen würden, ohne jeden Unterbruch, das werden aber die Leser nicht schätzen, denken wir, aber wir machen das Buch ja nicht für den Leser, wir machen es für uns, und uns macht es Spass, ein tausendseitiges Buch zu schreiben ohne jeden Abschnitt, es soll in diesem Buch nicht die Spur eines Abschnittes geben, denken wir, ecce ego addam, die Leute sollen ruhig denken, der Verfasser sei verrückt, das macht uns nichts, wenn jemand denkt, wir seien verrückt,

wenn wir Abschnitte machen würden, Abschnitte mit Ueberschriften, denken wir, würden vielleicht die Leser verrückt, die Titel sollten ja üblicherweise etwas über den Inhalt mitteilen, sie fassen den Inhalt mit einem Wort oder wenigen Worten zusammen, das geht aber nicht, bei uns, denken wir, wir können hier nichts mit einem Titel versehen, wir haben uns dies lange überlegt und viele Titel erwogen und ganze Inhaltsver­zeichnisse angelegt, die wir vielleicht noch vorzeigen werden, Teppiche voller Zauberzeichen, Wunder und Versprechungen, sul mio letto, wir haben lange über diesen Titeln gebrütet und haben an ihnen gefeilt und gearbeitet und haben sie schliesslich wieder weggelegt, sul mio letto, es gibt hier keine Titel, denken wir, und das Klagelied wird weiter gesungen, mit Frechheit,  

Montag, 30. November 2015

Dienstag, 17. November 2015


Chloe, es gibt 981 Figuren in Shakespeares dramatischem Werk, davon sind sechzehn Prozent weiblich, diese sechzehn Prozent dürfen dreizehn Prozent des Textes sprechen, er zerrte mich vom Weg, eine archaische Situation, wir sind als höhere Affen des öftern vom Weg gezerrt worden, von Löwen, liess mich regungslos liegen und zerfleischte mich, ein Affenschicksal, auch das ist für einen lwa keineswegs etwas Besonderes, für den Baron Samdi ist das ganz normal, wenn eine Raubkatze an einem Schädel nagt, wenn er nur recht sauber abgenagt ist, dann stellt ihn der oungan auf seinen Altar, zusammen mit einem Glas kleren,

 

denn der Baron Samdi liebt Rum, er trägt immer eine Flasche bei sich, den Bogen spannte er und stellte mich als Ziel hin für den Pfeil, das ist ganz krankhaft, diese Vorstellung, sagt der esprit, aber natürlich typisch für diese heillos verdrehten Kulturmenschen mit ihrer falschen Religion, mit ihrem schwerblütigen, beschränkten Gott, diesem eigersüchtigen, unaufhörlich wütenden und strafenden Ungetüm, das nie recht zu wissen scheint, was es will, zum Beifall, da bewältigen die Menschen auf meiner Insel ihr Leben doch viel besser, sie sterben auch, und womöglich noch viel schrecklicher,

meine Nieren traf er mit den Pfeilen seines Köchers, jetzt also die Nieren, sie sterben im Staub der Strassen, sie verdursten, sie verhungern, als Kinder schon, aber sie lächeln lieb und gehen still wieder weg, all meinen Leuten ward ich zum Hohn, wenn es ihnen einmal schlecht geht, so konsultieren sie den oungan oder den bòkò oder eine manbo, sie weiss Rat, sie macht ein travay maji, wir sehen an den Wänden kleine Stücke von Verpackungsmaterial, es ist brauner Wellkarton, manchmal gefaltet, geknickt, manchmal bestrichen mit gelber Farbe, eine dreizehnteilige Arbeit, mit zwei feinen Nägeln, die sichtbar bleiben, an der Wand befestigt, Virginia,

Mittwoch, 28. Oktober 2015




eine kleine magische Arbeit, sie zündet Kerzen an, legt Karten, zeichnet das erforderliche vévé, faltet Zettel, bindet mit farbigen Schnüren kleine Spiegel und Scheren an eine Flasche, giesst Parfüm über Steinen aus,

verschiebt Puppen, verbrennt eine Dollarnote, zum Spott jeden Tag, ein Gläschen Rum für Papa Gede, und man fühlt sich schon besser, mit Papa Gede fühlt man sich besser als mit diesem jähzornigen Gott der reichen Nordländer, Papa Gede winkt, gewiss, und man muss ihm folgen, aber es fällt einem nicht schwer, er schiesst nicht mit Pfeilen und zerfleischt uns nicht als Löwe, Papa Gede ist ein guter Kerl, er führt uns weg, aber das ist ja nichts Schlimmes, das Leben ist wunderbar, aber der schönste Gedanke ist, dass es doch einmal endgültig endet,

ut admirationem faciam, der Verabredung gemäss traf man sich des anderen Tags abermals auf offener See, mit Bitterkeit, aber nun gegen Mittag erschien abermals das Wunderbare, die Damen landeten allein, hat er mich gesättigt, die Männer kreuzten vor dem Hafen, nun suchte der Sänger seinen Vortrag einer solchen Annäherung zu bequemen, wo nicht bloss von einem zart und lebhaft jodelnden allgemeinen Sehnsuchtston, sondern von heiterer zierlicher Andringlichkeit irgend eine glückliche Wirkung zu erhoffen wäre,

 

 

Freitag, 9. Oktober 2015


wunderbar handeln, wenn Frauen allerdings hysterisch wurden, ihn mit irgendeiner Referenz oder Autogrammbitte in seiner Münchner Wohnung aufsuchten und ihn dann mit einem Blitz-Striptease zu Initimitäten hinzureissen suchten, ja ein Kind von ihm empfangen wollten, an diesem Volk, liess er sie durch seine resolute Wirtschafterin, Frau Anny Winter-Brunner, kurzerhand wieder rausschmeissen, vnd gen vf den aker vein, das ist der Trost, den Gede für uns bereit hält, por las noches busqué, wie einfach wir lwa doch sind, es braucht nicht viel, um uns zu dienen, die einen nehmen gern ein Häppchen vom Schwein, kochon, die anderen lieber Huhn, poul, und wir lieben es, wenn es immer auf die gleiche Art zubereitet wird,