Mittwoch, 20. Januar 2016
Mittwoch, 13. Januar 2016
antike Skeptiker machten das ganze heidnische Ritual mit und waren
sogar zuweilen Priester, als Skeptiker sagten sie sich, ihr Vorgehen könne sich
nicht als Unrecht erweisen, und ihr gesunder Menschenverstand, der ihre
Philosophie überlebte, versicherte ihnen, dass es überdies zweckdienlich sei, diese sanften, frommen Lieder, Karneades
in Rom, seine erste Vorlesung hatte die Anschauungen Platos und Aristoteles’
über die Gerechtigkeit zum Thema und war durchaus erbaulich, søgte ham, in der zweiten Vorlesung
jedoch widerlegte er alles, was er in der ersten gesagt hatte, nicht etwa, um
zu entgegengesetzten Schlüssen zu kommen, sondern nur zum Beweis, dass kein
Schluss gerechtfertigt sei, lassen
Unglück nicht heran,
Mittwoch, 30. Dezember 2015
darum sollst du, Menschenkind, wider sie weissagen, che’l mio non è, wir Skeptiker folgen in
unserem Verhalten dem Lauf der Welt, ohne uns eine Meinung über sie zu bilden,
wir sprechen von den Göttern, als existierten sie, wir bringen ihnen unsere
Verehrung dar und sagen, dass sie als Vorsehung walten, das ist aber nicht
Ausdruck unseres Glaubens, denn wir hüten uns vor der Voreiligkeit der
Dogmatiker, wie du mich rührst, die,
welche positiv behaupten, Gott existiere, machen sich zwangsläufig eines
Frevels schuldig, denn wenn sie sagen, Gott beherrsche alles, dann machen sie
ihn auch zum Schöpfer des Bösen, wenn sie dagegen sagen, Gott herrsche nur über
manches oder über gar nichts, dann stellen sie Gott unweigerlich als
widerwillig oder machtlos hin, und das ist ganz offensichtlich Gotteslästerung,
wunderlich handeln,
wir sprachen vorhin unter anderem von einem tausendseitigen Buch, wir
können nämlich mit Leichtigkeit ein tausendseitiges Buch schreiben, und sogar
mit Lust, da der Mensch an allem, was ihm leicht fällt, Lust hat, so haben wir
eben Lust am Schreiben eines tausendseitigen Buches, vil libe, und wie könnte es aussehen, wieviele Kapitel soll es
haben, welche Ueberschriften, welchen Aufbau, welche geheimen
Kompositionsprinzipien, welchen Stil, wir könnten den Text in kleine
Abschnittchen aufteilen und diese Abschnittchen kunstvoll numerieren, wie ein
Philosoph, oder wir könnten grössere Kapitel machen, wir könnten die kleinen
Teile zu beliebig grossen grösseren Teilen zusammenfügen,
Donnerstag, 24. Dezember 2015
Mittwoch, 23. Dezember 2015
und es fliessen, am Besten wäre es, denken wir, wenn wir alles
aneinanderfügen würden, ohne jeden Unterbruch, das werden aber die Leser nicht
schätzen, denken wir, aber wir machen das Buch ja nicht für den Leser, wir
machen es für uns, und uns macht es Spass, ein tausendseitiges Buch zu
schreiben ohne jeden Abschnitt, es soll in diesem Buch nicht die Spur eines
Abschnittes geben, denken wir, ecce ego
addam, die Leute sollen ruhig denken, der Verfasser sei verrückt, das macht
uns nichts, wenn jemand denkt, wir seien verrückt,
wenn wir Abschnitte machen würden, Abschnitte mit Ueberschriften,
denken wir, würden vielleicht die Leser verrückt, die Titel sollten ja
üblicherweise etwas über den Inhalt mitteilen, sie fassen den Inhalt mit einem
Wort oder wenigen Worten zusammen, das geht aber nicht, bei uns, denken wir,
wir können hier nichts mit einem Titel versehen, wir haben uns dies lange
überlegt und viele Titel erwogen und ganze Inhaltsverzeichnisse angelegt, die
wir vielleicht noch vorzeigen werden, Teppiche voller Zauberzeichen, Wunder und
Versprechungen, sul mio letto, wir
haben lange über diesen Titeln gebrütet und haben an ihnen gefeilt und
gearbeitet und haben sie schliesslich wieder weggelegt, sul mio letto, es gibt hier keine Titel, denken wir, und das Klagelied
wird weiter gesungen, mit Frechheit,
Montag, 30. November 2015
Dienstag, 17. November 2015
Chloe, es gibt 981 Figuren in Shakespeares dramatischem Werk,
davon sind sechzehn Prozent weiblich, diese sechzehn Prozent dürfen dreizehn
Prozent des Textes sprechen, er zerrte
mich vom Weg, eine archaische Situation, wir sind als höhere Affen des
öftern vom Weg gezerrt worden, von Löwen, liess
mich regungslos liegen und zerfleischte mich, ein Affenschicksal, auch das
ist für einen lwa keineswegs etwas
Besonderes, für den Baron Samdi ist
das ganz normal, wenn eine Raubkatze an einem Schädel nagt, wenn er nur recht
sauber abgenagt ist, dann stellt ihn der oungan
auf seinen Altar, zusammen mit einem Glas kleren,
denn der Baron Samdi liebt
Rum, er trägt immer eine Flasche bei sich, den
Bogen spannte er und stellte mich als Ziel hin für den Pfeil, das ist ganz
krankhaft, diese Vorstellung, sagt der esprit,
aber natürlich typisch für diese heillos verdrehten Kulturmenschen mit
ihrer falschen Religion, mit ihrem schwerblütigen, beschränkten Gott, diesem
eigersüchtigen, unaufhörlich wütenden und strafenden Ungetüm, das nie recht zu wissen scheint, was es
will, zum Beifall, da bewältigen die
Menschen auf meiner Insel ihr Leben doch viel besser, sie sterben auch, und
womöglich noch viel schrecklicher,
meine Nieren traf er mit den Pfeilen seines
Köchers, jetzt also die
Nieren, sie sterben im Staub der Strassen, sie verdursten, sie verhungern, als
Kinder schon, aber sie lächeln lieb und gehen still wieder weg, all meinen Leuten ward ich zum Hohn, wenn
es ihnen einmal schlecht geht, so konsultieren sie den oungan oder den bòkò oder
eine manbo, sie weiss Rat, sie macht
ein travay maji, wir sehen an den Wänden
kleine Stücke von Verpackungsmaterial, es ist brauner Wellkarton, manchmal
gefaltet, geknickt, manchmal bestrichen mit gelber Farbe, eine dreizehnteilige
Arbeit, mit zwei feinen Nägeln, die sichtbar bleiben, an der Wand befestigt, Virginia,
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