Samstag, 23. Januar 2021

man muss schon sehr verblendet sein, sehr verrucket und verzucket, um nicht einfach wegzurennen, hinaus auf die Strasse, denn krank bin ich für Liebe, man rennt nicht weg, nie, man kommt immer wieder auf das Bett und erlebt immer wieder die gleiche rasche Abfertigung, man möchte mehr, man möchte meditieren wie der heilige Johannes vom Kreuz, und wird doch immer abgefertigt, numquid, alle werden immer abgefertigt, auch die Meditierenden, vnd läufft den Bergen zu, sie werden mit einer Meditation abgefertigt, die ebenso Illusion ist wie die Liebe, mb, mb, mit einer Meditation, die einen ärgeren Irrtum darstellt als die Liebe, mit einer Meditation die eine Geisteskrankheit ist, mb, mb, es sind dies alles Geistesgestörte, diese Meditierenden, amb, amb, Bräutigamb,

Freitag, 1. Januar 2021

Sonntag, 20. Dezember 2020

und wir Geister lassen das Welttheater vielleicht nur wegen einzelnen Wörtern ablaufen, vielleicht nur wegen dem Buchstaben b, den wir lieben, b, wenn er an sonderbaren Orten auftaucht, im Wort Bräutigamb, im Wort Unachtsambkeit, im Wort darumb, es seynd aber der Weg so vielerley, auf welchen der Herr mit den Seelen umb Freundschaft zu handlen anfänget, dass mich gedünkt, ich würde nie ein End machen, wenn ich alle erzählen sollte, die ich nur gehört hab, darumb, Sophie Scholl schrieb knapp drei Wochen vor ihrem Tod an eine Freundin, numquid non tu percussisti, doch hüte ich mich, diesem Gefühl der Müdigkeit nachzugeben, nicht weil ich dieses Gefühl überwunden hätte, im Gegenteil, ich bin oft von einer Traurigkeit, beinahe dauernd, befallen, die mir fast schon lieb zu werden droht, es ist ein gefährlicher Zustand, eine Sünde sogar, wenn man seinen eigenen Schmerz pflegt,

Dienstag, 24. November 2020

upp på de välluktrika bergen, als sie diese Zeilen schrieb, war sie einundzwanzig Jahre alt, wir denken, dass es sich hier um ein Wunder handelt, an dem auch das Böse seinen Anteil hat, die Nazis haben diesen heiligen Zauber hervorgebracht, klein erscheinet es nun, wir aber träumen von Schönem und Gutem, das schön und gut ist, ohne dass Henkersknechte und eine ganze Henkersgesellschaft ihre Verdienste daran geltend machen kann, umbstecket mich mit Aepfeln, 

Donnerstag, 12. November 2020

und wir sprachen sodann über Doktor Baruch Goldstein, der aus den USA stammende hochqualifizierte Arzt, hat seine Hauptmanns-Uniform angezogen, die von der Armee zur Verfügung gestellte Galil-Maschinen­pistole umgehängt und seinen privaten Revolver und sechs Kugelmagazine eingesteckt, der 42jährige marschiert durchs Nebentor der Siedlung direkt zur nahegelegenen Ibrahim-Moschee, es gibt eine Passage im Talmud, die Baruch Goldstein besonders mochte, io sono un muro, wenn dein Feind dich töten will, dann töte ihn zuerst, doch ach, diesen Satz habe man ihn immer wieder sagen ge­hört, wird erzählt, es sei seine Lieblingsstelle gewesen, e i miei seni sono come torri, in den letzten Wochen, wird uns gesagt, sei der militante Arzt in eine schwere Krise geraten, er sei verschlossen gewesen und medita­tiv, seine Seele war ruhelos,

 


er fühlte, dass er zur Tat schrei­ten musste, mit den Arabern zusammenzuleben, so dachte er, sei unmöglich, die Araber sind wie eine Epidemie, sie sind die Erreger, die uns infizieren, als Arzt weiss man, was das ist, gerade als Arzt muss man handeln, nicht kleinlich dem Herzen, es gibt eine Zeit zum Heilen und eine Zeit zum Töten, sagt er und geht schnellen Schrittes in die Halle mit den Gräbern von Isaak und Rebekka, nachdem er auf die Betenden rund hundert Schüsse abgeben konn­te, wird er überwältigt, ein Mitarbeiter der Religions­behörde Wakf wirft einen Handfeuerlöscher auf Goldstein und streckt ihn nieder, andere ergreifen Eisenstangen und erschla­gen ihn, i miei seni sono,

Sonntag, 11. Oktober 2020

Dienstag, 22. September 2020

vergessen wir Ihr Gedicht nicht, macht die Liebe, so heisst es doch dort, die Kunst jegliches Kleine doch gross, denken Sie bitte auch wieder einmal an Ihre Liebe, reden Sie von ihr, halten Sie das Feuer wach, auch wenn Sie Pausen einlegen müssen, Zwischenspiele, numquid non tu percussisti superbum vulnerasti draconem, was meinen wir, wenn wir sagen, wir möchten tanzen, sey gleich eim Rehe, wir meinen, dass wir etwas darstellen möchten, etwas Frühes, Heiliges, Schönes, wenn wir tanzen, denken wir, versuchen wir uns mit den Dingen, die wir nicht kennen, in ein Einvernehmen zu setzen, vielleicht, denken wir, kommen diese Mächte herbei, von den Trommeln angelockt,

Sonntag, 20. September 2020

vielleicht betrachten sie das Schauspiel, das wir ihnen bieten, mit Wohlgefallen, denkst du, so wie wir angelockt worden sind, von den fremden Tönen, und das seltsame Schauspiel besahen, die Freundin, mit dem Tamburin, und ihre Fersen, wie sie sich bewegten, ungeduldig, ja, ungehalten, auf und nieder, stampfend, in Erwartung, oder jungen Hirssen, vielleicht helfen die Mächte bald mit, lenken unsere Schritte, helfen uns, uns zu bewegen, besser zu bewegen, zu tanzen, besser zu werden, vielleicht fahren sie in unsere Körper, reiten uns, verschmelzen mit uns und formen aus uns etwas Neues, Mächtiges und Grosses, don’t be shy,

Freitag, 28. August 2020

propterea repleti sunt lumbi mei dolore angustia possedit me sicut angustia parientis corrui cum audirem conturbatus sum cum viderem,

 

Freitag, 21. August 2020

 der Stunde noch wohl, und wir sehen an einem grossen Konzert mit afrikanischen Musikern einen Tänzer, es ist kein Tänzer, es ist ein Bündel und Gewirr von rasenden Bewegungen, das überraschend auf die Bühne springt und dort hin- und herrollt, als Kugelblitz, als singuläres Ereignis, das uns ergreift und glücklich werden lässt, come torri, wir sehen nur diesen einen kreisenden Wirbel aus Körperteilen und farbigen Kleidern, und es scheint uns unmöglich, dass sich ein Mensch dermassen bewegen kann, so kann sich kein Mensch bewegen, denken wir, so bewegt sich ein Gott,

 obstupescite et admiramini, und wir sind an einem grossen Fest, in der Mitte einer grossen Halle tanzen Hunderte zu den schweren Klängen afrikanischer Musiker, es wird getanzt, und wir sehen eine dünne kleine Frau, die still und in sich versunken am Rande der weiten Fläche steht, allein, unansprechbar, wir sehen, wie sie plötzlich aufspringt, wie von fremden Mächten emporgehoben und mit Kräften erfüllt, die wir ihr nie zugetraut hätten, wir sehen sie springen, höher als alle, wir sehen, wie sie rast und mit weiten, wilden Sprüngen in die Menge der Tanzenden hüpft, wir sehen sie verschwinden, wir sehen ihre blonden, strähnigen Haare wie Flammenzeichen durch die Tanzenden irrlichtern,