Mittwoch, 6. November 2024
Freitag, 1. November 2024
Mittwoch, 23. Oktober 2024
ich bitt’ euch, jhr Jungfrawen, da hält Sie doch wohl viel eher der Umstand
jung, dass Sie seit zehn Jahren die Pissis und die Kakas putzen, die Ihnen Ihre
Kätzin auf den Küchenboden plaziert, wenn Sie etwas jung erhält, dann sind es
die vielen tausend Seelein und die vielen tausend braunen Geschenke, die Sie da
aufwischen, mit einem feuchten Lumpen, den Sie auswringen, dreimal, viermal pro
Anlass, Urin ist etwas Gesundes, das sollten Sie wissen, und Ihre
unbestreitbare Frische stammt von den heilkräftigen Substanzen, die Sie täglich
durch Ihre geschätzte Haut aufnehmen, fly,
Mittwoch, 28. August 2024
alle lügen, natürlich
lügen alle, sie lügen, wir lügen, aber wir können es uns leisten, etwas weniger
zu lügen als die anderen, und wir betrachten uns deshalb als viel
zivilisierter, es gibt die zivilisierte Lüge, die so zivilisiert ist, dass sie
schon fast nicht mehr als Lüge wahrgenommen wird, so zivilisiert, dass sie gar
nicht mehr als Lüge wahrgenommen wird, sondern als die lautere Wahrheit, filiae Hierusalem, in diesem Zustand
befinden wir uns, und wenn wir die anderen lügen sehen, schaudert es uns vor
der Offensichtlichkeit dieser Lügen, wenn wir diese Afrikaner lügen sehen,
graust es uns vor ihnen, weil sie durch die Umstände gezwungen werden, so offen
zu lügen,
Mittwoch, 21. August 2024
Dienstag, 20. August 2024
schon, sie
leben in einer Welt, die es nur in ihren Erzählungen gibt, eine Welt voller
Schulen und Institute und Universitäten, voller Studenten und Lehrer, voller
weltberühmter Professoren, voller Dissertationen, die alle kurz vor dem
Abschluss stehen, voller Geldgeber, voller Reisen, durch die ganze Welt, über
China und Japan nach Australien, voller Musiker auch, das ganze Land ist voller
grosser Musiker, fast jeder ist auch noch Musiker oder sonstwie ein
hochtalentierter Künstler, ein Dichter gar, min
elskede, alle lügen, wir aber lügen besser, wir lügen stilvoll, wir lügen
in grossem Stil, et in ipso, und wir
träumen von einem, der nicht lügt, der sich im Stadttheater hinsetzt, an den
Tisch vor dem Vorhang, und nicht lügt, Bruno Ganz nämlich hat gelogen, man sah
es ihm an, dem besten deutschsprachigen Schauspieler sahen wir es an, dass er
sich unbehaglich gefühlt hat, an diesem Sonntagmorgen im September,
Freitag, 26. Juli 2024
ne suscietis, wir berichteten und sprachen sodann lange von einer
Aufführung, die wir 1969 in Zürich sahen, am Tag, an dem wir das
Lizentiatszeugnis erhalten hatten, ein Dichter geriet in dieser Aufführung
durch zwei vornehme Hofdamen in äusserste Bedrängnis, und er spielte diese
Bedrängnis so über alle Begriffe gut, dass wir dachten, wir würden nie wieder
eine so ungeheure Leistung sehen, und wir haben sodann in der Tat nie wieder
eine so ungeheure Leistung gesehen, sagt
mir, aber an diesem Sonntagmorgen hat man sich etwas vorgemacht, das wusste
der Schauspieler, er lächelte immer wieder sehr scheu, wir sahen noch nie einen
älteren Herrn so scheu lächeln,
es war sehr
ergreifend, und wir träumen von einem Herrn, der sich auf die Bühne setzt und
Böses liest, der nicht gleichsam um Entschuldigung bittet, dass er gekommen ist
und nun liest, offensichtlich Sinnloses liest, das niemand richtig hören
will, pleni sunt caeli, von denen,
die da sind, kann ja niemand richtig zuhören, man will nicht hören, man will
nur dabei sein, in diesem kleinen Theatergottesdienst, gerührt dein Blick, wir träumen von einem, der ganz allein dasitzt,
ganz ohne Publikum, wozu Publikum, um Himmels willen, der ganz allein dasitzt
und nur für sich liest, oder für einen Freund oder eine Freundin, die weit
hinten, im Dunkel einer Loge sitzt, einer Dame, die er scheu verehrt, hat er
gesagt, sie dürfe zuhören, wenn sie wolle,
Dienstag, 2. Juli 2024
muralla, und dann spricht er einen wahren Text, ich freue mich, sagt er, dass es
in dieser Welt noch anständige Menschen gibt, die einen Charakter haben, die
auch bei grösstem Gegenwind zu ihrer Ueberzeugung stehen, liest er, et terra gloria tua, dies verstehe ich
nicht, was es bedeute, liest er, und eben darumb, weil ich es nicht verstehe,
erweckt es in mir ein grosses Wollust und Freude, und wenn er das liest, schämt
er sich nicht mehr, y mis pechos, der
Vortragende wirkt nicht mehr wie eine an Fäden gezogene Puppe, nicht mehr wie
ein Zombie, aus dem Grab
hervorgepfiffen, um einer stumpfsinnigen Menge Kulturtabletten abzugeben, ja, liest er, schon,
Donnerstag, 27. Juni 2024
und gleicht nicht
mehr einem Baron Samdi, der nur
erscheint, um uns zum Grab zu geleiten, alle lügen, einer ist fondateur d'une université, ein anderer assistant, er hat nur dieses Wort, er
weiss kein anderes, wenn man ihn fragt, was er tut oder macht, dann sagt er je suis assistant, und wenn man weitere
Fragen stellt, wiederholt er den Satz, er hat nur diese eine Lüge, wir sind da
viel flexibler, wir sind beispielsweise Liebender, liest er, auf der leeren,
nur schwach beleuchteten Bühne, vor dem Dunkel, in dem vielleicht eine
Zuhörerin sitzt, vær som et rådyr, und
die Lesung muss gar nicht stattfinden, es genügt, dass wir sie uns denken, dann
findet sie ja auch statt, dann liest der beste deutschsprachige Schauspieler
mit seiner weichen, warmen Engelsstimme die tausend Seiten in einem Zug, und so
kann auch anderes nicht stattfinden,
Donnerstag, 13. Juni 2024
die fétiches müssen nicht angefertigt
werden, weil sie ja schon lange vorhanden sind, sie sind da, zerlegt, in
tausend Teilen, son torreones, wir
andern aber sollen in aller Einfalt annehmen, was uns der Herr mittheilen will,
was er uns aber nicht gibt, haben wir keine Ursach, uns darumb zu bekümmern,
sondern haben uns zu erfreuen in der Erwägung, dass unser Gott und Herr also
gross ist, dass ein einziges seiner Wort tausenderley Geheimnuss in sich
begreifet, dahero verstehen wir es nicht genug, liest der Schauspieler, mir sagt es die Träne, nicht nur die
Politiker leben unter einer Käseglocke, auch die Bürger leben unter einer
Käseglocke, die Bürger oder wie auch immer man diese dahindämmernden Kreaturen
nennen will, sie leben in einer dumpfen, stickigen Käseglockenluft,