omnis honor et gloria, es möchte einer sagen, ich sey eine Närrin, denn die Braut wolle dies nicht sagen, dieweil diese Wort Kuss und Mund vielerley Bedeutungen haben und man zuvor wol weiss, dass wir diese Wort zu Gott nicht sagen müssen, dahero auch rathsam ist, dass die Einfältigen solche Ding nicht lesen, min vän, ich bekenne zwar, dass diese Wort vielerley Verstand haben, eine Seel aber, die in der Lieb also brennend ist, dass sie darüber gleichsamb aberwitzig wird, wil keinen aus derselben vielerley Verstand annehmen, sondern diese Wort bloss sagen, weil ihr der Herr solches nicht verbietet,

lik en gasell, die Frauen stellen ja im übrigen, wenn ich das erwähnen darf, auch selber ihre Berechnungen an, und sie erweisen sich darin im allgemeinen sogar als sehr geschickt, meist als geschickter als die Männer, das ist ja eigentlich der Normalfall, dass die Männer Objekte sind, Objekte der Liebesberechnungen der Frauen. Objekte und Opfer, die Frauen sind hierin den Männern überlegen, und es braucht von Seiten des Mannes einigen Mut, sich in dieses Gebiet vorzuwagen, ó al cervatillo, er muss immer damit rechnen, dass seine Berechnungen von anderen Berechnungen durchkreuzt und durcheinander­gebracht werden,

 

lass mich der Tage gedenken, im übrigen wäre auch zu sagen, dass diese Berechnungen nicht ganz ungefährlich sind, durch diese klugen Berechnungen ist das, was wir Liebe nennen, auch hochgespielt und aufgebauscht worden, gerade Menschen von meiner Art haben die Lieben wachsen lassen, ins Uebermenschliche, ins Unaushaltbare, fly, wir erfahrenen Berechner können es uns leisten, die Angelegenheit hinaufzutreiben, wir spielen mit Distanzen, Kräften, Zeiten, Temperaturen, Drucken, die den Normalmenschen unzugänglich sind,

wir präsentieren den Armen allerlei heisse Sachen, die schnell einmal in den Wahnsinn führen, in die Liebesraserei, wir gehen nämlich weiter als die Natur, wir lieben über die Natur hinaus und überlisten die Natur, indem wir aus den Lieben mehr machen, als sie eigentlich sind, indem wir unendlich viele schönen Worte finden, indem wir Modelle aufgestellen, min ven, was wäre denn die Liebe ohne die schönen Worte, die scharfen Worte, die scharfen Worte machen die Angelegenheit, die ja sehr einfach ist, eigentlich fast etwas plump, eigentlich nur ein Entleeren, nur die Beseitigung eines Druckzustandes in einem Hohlraum, erst so richtig geniessbar, die Menschen sollten uns Künstlern dankbar sein,

wir missbrauchen sie nicht nur für unsere Experimente, wir verschönern doch auch ihr tristes Hofdamenleben, was wären diese hohen Frauen ohne die Geister, die sie umschwärmen, ohne die Liebestechniker, almighty Father, die Liebeswissenschafter, da mich, man soll nicht sagen, dass ich die armen Puppen ausgenützt hätte, man soll nicht richten, man darf doch wohl sogar sagen, dass es besser um die Menschheit bestellt wäre, wenn die Kräfte, auf deren Seite ich stand, stärker gewesen wären, aber ich rede schon so lange und habe Ihnen noch immer nichts über die Einzelheiten und Gesetze dieser Liebesmathematik sagen können, nun, los, wo sollen wir anfangen,

 

fleuch fort mit freyem Zügel, es ist eigentlich keine Mathematik, ist ist eher eine schwierige Teilchenphysik, die Lieben lassen sich als Teilchen auffassen, als veränderliche, schwer fassbare Kräfte, die plötzlich und unerwartet auftreten und ebenso plötzlich und unerwartet, wieder verschwinden, natürlich ist unser Ziel, diese diese Kräfte einzufangen und zu binden, am liebsten würden wir sie in einer Flasche fangen und in Ehren halten wie einen guten Wein, aber wie wollen wir das anstellen, for ever and ever,

 

der Liebesphysiker sorgt dafür, dass die Teilchen in Felder geraten, in denen sie sich nicht voll entfalten können, wir halten uns zurück, lassen uns nur soweit auf sie ein, als wir sie noch zu beherrschen vermögen, die Liebesgeister dürfen nie die Herrschaft über uns erreichen, wir tun deshalb manchmal so, als ob sie die Herrschaft über uns erreicht hätten, darin besteht unsere Versuchsanordnung, wir lassen uns zum Tanze bitten, aber wir treten beizeiten wieder aus dem Reigen, lösen uns und schauen zu, og vær som en gazel, Distanz ist sehr wichtig, Distanz, wenn Sie Lieben haben, Liebesstrahlungen, dann müssen Sie die Sicherheitsabstände einhalten, räumlich und zeitlich,

Tauben-Augen die deinen, sehen Sie diese Lieben nicht zu oft, legen Sie Pausen ein, trennen Sie sich, für Wochen und Monate, für Jahre von ihren Lieben, dann bleiben sie, die Lieben, Ihnen erhalten, als endlos glühende Kerne in den Tiefen der Seele, als unlösbare Rätsel, das Kind, versuchen Sie nicht, diese Rätsel zu lösen, sie würden den Zauber aufheben, der von diesen Lieben ausgeht, und Sie kämen an kein Ziel, dieses Ziel gibt es nicht, auf dieser Erde nicht, diesen wunderbaren Geist, in dem sich Ihre wunderbare, verwundete Seele spiegeln und sich selber finden kann, gibt es nicht, kann es nicht geben, aber bilden Sie es sich ein, immer und immer, dass es sie gibt,

 

sobre las montañas de los aromas, und suchen Sie, behalten Sie Ihren brennenden Blick, ich langweile Sie doch nicht etwa, solche Ausführungen können ganz schön langweilig sein, man darf sie nicht übertreiben, man muss auch wieder zu anderem kommen, das ist ein Unglück, denke ich, denn es gelingt uns nicht, die Leere auszufüllen, mit was sollen wir uns denn beschäftigen, mit Gesteinen, mit Granit, mit der Beobachtung des ältesten, festesten, tiefsten, unerschütter­lichsten Sohnes der Natur, per omnia saecula saeculorum,