Dienstag, 21. April 2009

diese Riesenmengen von dunklen und bitteren Gefühlen stammen von den unzähligen Verwelkten und Kaputten und Beschädigten, mit denen nicht mehr viel los ist, die sich aber trotzdem noch so viel wie möglich bemerkbar machen wollen, ach, wenn unsere Lebenserwartung kleiner wäre, wenn wir mit Fünfundvierzig oder Fünfzig abtreten müssten, sähe die Welt freundlicher aus, auch wenn wir dann noch immer die vielen Jungen mit in die Rechnung einbeziehen müssten, die nie jung sind, sondern schon immer alt und böse waren, yea, schon immer alt und böse waren, dir zu erheitern den Blick, unter dem Druck der letzten Modernisierungs­wellen, die Gott über uns hat hereinbrechen lassen, ist unser Denken endgültig beschädigt worden, liebe gute Vernunft, liebe gute Denkkraft, sie haben sich lange gegen alle Arten von Fesselungen, Knechtschaft, Niedergang, Verderben, Verkehrungen gewehrt, sie sind nach allen bisherigen Kriegen und Katastrophen immer wieder kraftvoll und lebendig auferstanden, nun aber, caput eius aurum optimum,
in diesen letzten Jahren des zu Ende gehenden Jahrtausends, ist die Kraft der Vernunft vollends gebrochen, es wirken ganz einfach zu viele und zu übermächtige Kräfte auf uns ein, wir haben den Kommunismus ertragen, den Faschismus, den zweiten Weltkrieg, Auschwitz, Hiroshima, aber wir ertragen nun den modernen Wohlfahrtsstaat nicht mehr, wir ertragen die moderne Technik und die Medien nicht, wir ertragen die Wirtschaft nicht, the LORD hath made all things, wir werden mit der Motori­sierung und der Elektrifizierung und der Informa­tisierung nicht mehr fertig, die Grenzen sind erreicht, wir verabschieden uns, wir treten ab, ut gaudium nostrum sit plenum, die Frau lacht sehr, als er fragt, ob sie verheiratet sei, wenn sie heiraten würde, sagt sie, so nur einen sehr reichen Mann, keinen mit tresmil marcos im Monat, sie könnte niemals leben mit einem, der tresmil marcos verdiene, einer mit tresmil marcos solle sich bitte eine andere suchen, the LORD works out everything, sie verdiene hier auch tresmil, aber in einer Woche, nicht in einem Monat, erklärt sie fröhlich und unbefangen, und fröhlich und unbefangen sitzt sie jetzt bei ihm, sie tut nicht nur das, was er erwartet hat, sondern zu seiner Überraschung noch einiges mehr, sehr eifrig, sehr fleissig, dachte er, du vernimmst sie nicht mehr,

Donnerstag, 16. April 2009

Mittwoch, 15. April 2009

oh, ganz und gar überdurch­schnittlich, ganz und gar merkwürdig, aufzeich­nungswürdig, bedenkenswert, even the wicked, Pasolini, denkt er, das ist jetzt ein Fall für Pasolini, Pasolini würde nun alles genauestens festhalten, und sie plaudert weiter und würde ihm noch viel erzählen, wenn er es verstünde, die richtigen Fragen zu stellen, comae eius sicut elatae palmarum, Sprachtherapie, man muss sehr aufpassen, dass man nicht das Falsche liest, das Falsche sagt,
seine Linke trägt mein Haupt, wer sind wir, was tun wir, wir verstehen nichts, nichts von allem, was geschieht, seine Rechte herzt mich, nichts von dieser Welt, in der man keine Ruhe finden kann, kein Glück, die Töne des wachsenden Zöglings, wir verstehen nichts von dieser Welt, in welcher alle spinnen, es gibt keinen, der hier nicht spinnt, forat eders glede kan være fullkommen, wir verstehen nichts von dieser Welt, in welcher alle so tun, als ob sie normal wären, in welcher man aber alle durchschaut und sofort sieht, dass sie nicht normal sind,
nigrae quasi corvus, wir verstehen nichts von dieser Welt, in welcher alle so tun, als ob sie normal wären, in welcher man aber alle durchschaut und sofort sieht, dass sie nicht normal sind, even the wicked for the day of evil, da ermannte, da entschloss sich der Sänger, auf seinem Instrumente kräftig präludierend, uneingedenk jener früheren wohlbedachten Schonung, ihm schwebte Mignons Bild mit dem ersten Zartgesang des holden Kindes vor, die du zu liebendem Schmerz frühe, leidenschaftlich über die Grenze gerissen, mit sehnsüchtigem Griff die wohlklingenden Saiten aufregend, begann er anzustimmen, ut gaudium nostrum, sie sind alle komplett verrückt, man muss das wieder einmal sagen, dann steht man wieder für eine Weile fester da, sicherer, ganze Erdteile sind verrückt, kennst du das Land, Sprachtherapie, man muss sich gewisse Texte aussuchen, die Halt geben,

Freitag, 10. April 2009

so wie Mama Lola vor ihren Altar tritt, so treten wir vor unsere Texte, aber auch Mama Lola tritt oft vor den Altar und denkt, dieser Altar ist nicht in Ordnung, und verzweifelt fast und bewegt die Gegenstände, nimmt eine Kerze weg, einen Knochen, legt anderes hinzu, ein Zeitungsausschnitt, eine Muschel, und Mama Lola weiss nicht, ob der Altar jetzt in Ordnung ist, vielleicht ist jetzt endgültig alles verloren, that your joy, alles verrückt und verrutscht, wo die Zitronen blühn, vielleicht kann es jetzt nicht mehr in Ordnung gebracht werden, oculi eius sicut columbae, nicht mehr, und sie hat es doch bisher immer wieder in Ordnung bringen können, im dunklen Laub,
wählet die Wörter gut aus, super rivulos, verstehen andere mehr, oder tun sie nur so, als ob sie mehr verstünden, reden sie und denken sie dabei, dass sie ja ganz wahnsinnigen Blödsinn reden, und lachen sie, weil es niemand merkt, dass sie ganz wahnsinnigen Blödsinn reden, so frühe, schreiben sie und denken sie dabei, das ist ja ganz haarsträubend, man kann hier schreiben, was man will, es wird gelesen, es gilt, es wird bestaunt, may be full, und doch ist es absoluter Unsinn, fürchterlicher Unsinn, gestimmt,

Donnerstag, 9. April 2009

Mittwoch, 8. April 2009

wir dürfen nicht glauben, dass wir die Sachen nicht verstehen, weil wir ein Katzenhirn haben, wir verstehen die Sachen nicht, weil wir klug sind, sit plenum, Vorsicht, mein Freund, Vorsicht mit diesen Krankheitsphantasien, andere kommen und gehn, Sie denken, es wäre schön, krank zu werden, weil Ihnen die Krankheit endlich Grund genug geben würde zu Geständnissen, im Spital, auf dem Spitalbett oder am Spitalbett, our joy, das ist die krankhafteste Phantasie, die Sie haben können, krankhafter noch als der Weltunter­gangs­wunsch, der doch sehr viel romantischer ist, versprechen Sie sich nichts von diesen letzten Wochen im Spital, Sie werden dort nicht weniger lächerlich sein als Sie jetzt lächer­lich sind, your joy, Mappen, und Hosen, und Mäntel, Mantelsäcke und Inhalte der Mantelsäcke, Inhalte der Mappen, Papiere, Entwürfe, brisante Papiere, und Papiere, die niemand liest, Papiere, die eine Weile in den Mappen liegen und in den Mappen herumgetragen werden und irgendwann in einen Papierkorb geworfen werden,
Papiertaschen­tücher, kleine Kalenderchen, was da alles hineinzittert, steht in diesen Kalenderchen, was da alles hinaus­zittert, grosse Termin­kalender, Bleistifte, Spannteppiche, Stein­böden, Schuhe, Socken, Schweissfüsse, die den ganzen lieben langen Tag nicht aus den Schuhen kommen, was da alles herumzittet, Sexualorgane, deren starke Düfte von den festen Stoffen der Unterhosen zurückgehalten werden, es werden dir andre gefallen, Zeitungen, Hemden, Kravatten, wer hat alle diese Hemden gebügelt, denkt er immer, wenn er diese sauberen Hemden sieht, aber nicht, weil er ein die Büglerinnen bedauernder Feminist gewesen wäre, sondern aus Prinzip, weil ihn alles Künstliche, alles Gemachte und Geordnete fasziniert,
Bettina is zieken­verpleegster, je älter er wird, desto mehr liebt er gebügelte Hemden, weisse Hemden, und dunkle feierliche Seidenkravatten, en zowel dokters als patienten, sie sind Orte der Ordnung, von ihnen gehen wichtige Impulse aus, sie steuern, denkt er, man wird das alles einmal erforschen und dann sehen, welchen Einfluss Hemden und Kravatten haben, denkt er, alt skabte HERREN, man wird das alles einmal genau verstehen, was hier geschieht, beweren, jemand muss doch das einmal verstehen, de stoutste stukjes, siehet durchs Fenster, man will uns das Leben zur Hölle machen, denkt er, aber man soll dies ruhig tun,