Sonntag, 20. Dezember 2020

und wir Geister lassen das Welttheater vielleicht nur wegen einzelnen Wörtern ablaufen, vielleicht nur wegen dem Buchstaben b, den wir lieben, b, wenn er an sonderbaren Orten auftaucht, im Wort Bräutigamb, im Wort Unachtsambkeit, im Wort darumb, es seynd aber der Weg so vielerley, auf welchen der Herr mit den Seelen umb Freundschaft zu handlen anfänget, dass mich gedünkt, ich würde nie ein End machen, wenn ich alle erzählen sollte, die ich nur gehört hab, darumb, Sophie Scholl schrieb knapp drei Wochen vor ihrem Tod an eine Freundin, numquid non tu percussisti, doch hüte ich mich, diesem Gefühl der Müdigkeit nachzugeben, nicht weil ich dieses Gefühl überwunden hätte, im Gegenteil, ich bin oft von einer Traurigkeit, beinahe dauernd, befallen, die mir fast schon lieb zu werden droht, es ist ein gefährlicher Zustand, eine Sünde sogar, wenn man seinen eigenen Schmerz pflegt,

Dienstag, 24. November 2020

upp på de välluktrika bergen, als sie diese Zeilen schrieb, war sie einundzwanzig Jahre alt, wir denken, dass es sich hier um ein Wunder handelt, an dem auch das Böse seinen Anteil hat, die Nazis haben diesen heiligen Zauber hervorgebracht, klein erscheinet es nun, wir aber träumen von Schönem und Gutem, das schön und gut ist, ohne dass Henkersknechte und eine ganze Henkersgesellschaft ihre Verdienste daran geltend machen kann, umbstecket mich mit Aepfeln, 

Donnerstag, 12. November 2020

und wir sprachen sodann über Doktor Baruch Goldstein, der aus den USA stammende hochqualifizierte Arzt, hat seine Hauptmanns-Uniform angezogen, die von der Armee zur Verfügung gestellte Galil-Maschinen­pistole umgehängt und seinen privaten Revolver und sechs Kugelmagazine eingesteckt, der 42jährige marschiert durchs Nebentor der Siedlung direkt zur nahegelegenen Ibrahim-Moschee, es gibt eine Passage im Talmud, die Baruch Goldstein besonders mochte, io sono un muro, wenn dein Feind dich töten will, dann töte ihn zuerst, doch ach, diesen Satz habe man ihn immer wieder sagen ge­hört, wird erzählt, es sei seine Lieblingsstelle gewesen, e i miei seni sono come torri, in den letzten Wochen, wird uns gesagt, sei der militante Arzt in eine schwere Krise geraten, er sei verschlossen gewesen und medita­tiv, seine Seele war ruhelos,

 


er fühlte, dass er zur Tat schrei­ten musste, mit den Arabern zusammenzuleben, so dachte er, sei unmöglich, die Araber sind wie eine Epidemie, sie sind die Erreger, die uns infizieren, als Arzt weiss man, was das ist, gerade als Arzt muss man handeln, nicht kleinlich dem Herzen, es gibt eine Zeit zum Heilen und eine Zeit zum Töten, sagt er und geht schnellen Schrittes in die Halle mit den Gräbern von Isaak und Rebekka, nachdem er auf die Betenden rund hundert Schüsse abgeben konn­te, wird er überwältigt, ein Mitarbeiter der Religions­behörde Wakf wirft einen Handfeuerlöscher auf Goldstein und streckt ihn nieder, andere ergreifen Eisenstangen und erschla­gen ihn, i miei seni sono,

Sonntag, 11. Oktober 2020

Dienstag, 22. September 2020

vergessen wir Ihr Gedicht nicht, macht die Liebe, so heisst es doch dort, die Kunst jegliches Kleine doch gross, denken Sie bitte auch wieder einmal an Ihre Liebe, reden Sie von ihr, halten Sie das Feuer wach, auch wenn Sie Pausen einlegen müssen, Zwischenspiele, numquid non tu percussisti superbum vulnerasti draconem, was meinen wir, wenn wir sagen, wir möchten tanzen, sey gleich eim Rehe, wir meinen, dass wir etwas darstellen möchten, etwas Frühes, Heiliges, Schönes, wenn wir tanzen, denken wir, versuchen wir uns mit den Dingen, die wir nicht kennen, in ein Einvernehmen zu setzen, vielleicht, denken wir, kommen diese Mächte herbei, von den Trommeln angelockt,

Sonntag, 20. September 2020

vielleicht betrachten sie das Schauspiel, das wir ihnen bieten, mit Wohlgefallen, denkst du, so wie wir angelockt worden sind, von den fremden Tönen, und das seltsame Schauspiel besahen, die Freundin, mit dem Tamburin, und ihre Fersen, wie sie sich bewegten, ungeduldig, ja, ungehalten, auf und nieder, stampfend, in Erwartung, oder jungen Hirssen, vielleicht helfen die Mächte bald mit, lenken unsere Schritte, helfen uns, uns zu bewegen, besser zu bewegen, zu tanzen, besser zu werden, vielleicht fahren sie in unsere Körper, reiten uns, verschmelzen mit uns und formen aus uns etwas Neues, Mächtiges und Grosses, don’t be shy,

Freitag, 28. August 2020

propterea repleti sunt lumbi mei dolore angustia possedit me sicut angustia parientis corrui cum audirem conturbatus sum cum viderem,

 

Freitag, 21. August 2020

 der Stunde noch wohl, und wir sehen an einem grossen Konzert mit afrikanischen Musikern einen Tänzer, es ist kein Tänzer, es ist ein Bündel und Gewirr von rasenden Bewegungen, das überraschend auf die Bühne springt und dort hin- und herrollt, als Kugelblitz, als singuläres Ereignis, das uns ergreift und glücklich werden lässt, come torri, wir sehen nur diesen einen kreisenden Wirbel aus Körperteilen und farbigen Kleidern, und es scheint uns unmöglich, dass sich ein Mensch dermassen bewegen kann, so kann sich kein Mensch bewegen, denken wir, so bewegt sich ein Gott,

 obstupescite et admiramini, und wir sind an einem grossen Fest, in der Mitte einer grossen Halle tanzen Hunderte zu den schweren Klängen afrikanischer Musiker, es wird getanzt, und wir sehen eine dünne kleine Frau, die still und in sich versunken am Rande der weiten Fläche steht, allein, unansprechbar, wir sehen, wie sie plötzlich aufspringt, wie von fremden Mächten emporgehoben und mit Kräften erfüllt, die wir ihr nie zugetraut hätten, wir sehen sie springen, höher als alle, wir sehen, wie sie rast und mit weiten, wilden Sprüngen in die Menge der Tanzenden hüpft, wir sehen sie verschwinden, wir sehen ihre blonden, strähnigen Haare wie Flammenzeichen durch die Tanzenden irrlichtern,

 

Donnerstag, 30. Juli 2020

Samstag, 25. Juli 2020


you touched me, and I burned for your peace, wie klein die Kammern in unserem Kopf sind, wir können machen, was wir wollen, sie werden nicht weiter, you flashed, you shone, in einem gleichmässigen, sehr festen Unglück leben, allerdings einem Unglück, das einige grössere, mächtig funkelnde Einsprengsel aufweist, jammern und klänge von augusta, aber warum tun wir so heikel, sind so weinerlich, so unglaublich verwöhnt, warum haben wir so lächerliche Gedanken, noch eine zufriedenere Krone, vilicht verkauft sich dahs ja,


da wird vergehen seiner Weisen Weisheit, und nachdem wir über so vieles sprechen, wollen wir nun doch auch auch einmal über den Künstler sprechen, die Künstler gehören gewiss zu den interessanteren Erscheinungen auf dieser lieben Erde, sagt unser Freund, und seine goldenen Worte fliessen wie der Fluss, der uns durch die Dämmerung trägt, mächtig und gross und unaufhaltsam, fluctuate et vacillate, wir blicken immer nur mit grosser Rührung auf den Künstler, diesen Missglücktesten der Missglückten, diesen Künstlichsten aller Künstlichen, den die Natur hervorgebracht hat,

Sonntag, 12. Juli 2020


die Natur hat ihn herausselektiert, die Natur hat Nischen für ihn bereitgehalten, in denen er sich entwickeln konnte, diese Nischen, so darf man sich das wohl vorstellen, leider, b, b, umbstecket, waren die Zeiten, in denen die Kräftigen und Starken schliefen, die Helden, die sich den ganzen lieben langen Tag abgemüht hatten, die Nahrung beschafft und herbei­geschleppt hatten, ein totes Krokodil, ein Elefantenbein, die für die Sicherheit gesorgt hatten, die mit Feinden und Räubern gekämpft hatten, die sich vielleicht verletzt hatten und sich nun nach Einbruch der Nacht still einen dunklen Winkel ausgesucht hatten und dort in den Schlaf gesunken waren, von Schmerzen geplagt,

Sonntag, 28. Juni 2020

Freitag, 19. Juni 2020


wie auf dem Bretter­gerüste, die Chefs, die nun schnarchend und von Alpträumen geplagt darniederliegen, das waren die Orte, in denen zum ersten Mal die Stunde des Künstlers schlug, jetzt tritt er auf, mein Guter, jetzt wagt er sich hervor, nun überschreitet er die Grenzen, die er am hellen Tag nicht ohne Lebensgefahr hätte überschreiten dürfen, er, der Schwächling, der Zarte, der Feige vielleicht auch, jetzt gibt es auch für ihn eine Ueberlebenschance, für ihn und Typen seiner Art, Du mich, man lacht leise, wenn er daherkommt, man ist froh, dass er kommt, denn er weiss etwas zu sagen, etwas zu zeigen, er äfft die schlafenden Obertiere nach, du sollst mir nicht barfuss gehen,

Dienstag, 16. Juni 2020


in the morning thou shalt say, Would God it were even, and at even thou shalt say, Would God it were morning, for the fear of thine heart wherewith thou shalt fear, and for the sight of thine eyes which thou shalt see,

Donnerstag, 28. Mai 2020

auff den Würtzbergen, er zeigt, wie sie ihren Feinden drohen, er stellt ihren Hochmut dar und ihren Stolz und ihre gewaltige Dummheit, das ist der Ursprung aller Kunst, er unterhält, Erdenwürmblein, er unterhält, mb, mb, gleichsamb, nämblich, das ist sein Rezept, sein Trick, er unterhält, und es fällt ihm viel ein, der Spassmacher kennt schnell sein Publikum, er weiss, was es verlangt, die verlausten und verwurmten Weibchen wollen lachen, wollen seufzen, wollen abgelenkt werden, jeg er en mur, und auch die höheren Weibchen, die Prinzessinnen, zieht es zu ihm hin, sie wollen doch auch hören, was er da für schlüpfrige Geschichten weiss,

sie langweilen sich ja entsetzlich in der Dunkelheit ihrer Schlupfwinkel, sie ängstigen sich auch, immer wieder werden sie von Leoparden oder Löwen verschleppt und gefressen, und der kleine Wicht, der da vor ihnen seine Faxen schneidet, weiss ihren Kummer und ihre Schmerzen und Krankheiten zu verscheuchen, inebriamini, er füllt die Zeit aus, die schreckliche, unbarmherzige Zeit, er wird begrüsst, er wird beklatscht, wenn er nur etwas bietet, es mag noch so einfältig und abgeschmackt sein, man strahlt ihn gleich an, man winkt ihm heimlich zu, man reicht ihm ein paar Nüsse oder Knochen, und er rückt näher, hin zum Feuer, sich verbergen seiner Klugen Klugheit,

Dienstag, 19. Mai 2020


o der starken und mächtigen Lieb Gottes, o wie kommt einem, der da liebt, so gar nichts unmöglich vor, et non a vino movemini et non ebrietate, lieben Sie überhaupt noch oder lieben Sie nicht mehr, der höheren Kunst ernstere Stufen geführt, und er senkt seine Stimme, macht eine gewagte Geste, eine sehr eindeutige Geste, er zeigt einen Stab, er regt an und auf, und er findet Gönnerinnen und Freundinnen, er wird schlussendlich geliebt, mein Guter, er wird geliebt, er braucht sich gar nicht so sehr anzustrengen, man lässt ihn zu, das meine ich, wenn ich von Liebe sprechen, hinzugelassen werden, das ist es, mine bryster tårne, einen Ständer kriegen und herbeigewunken werden, das, so würde ich sagen, ist es, Knabe schien ich, 


Sonntag, 10. Mai 2020



gehen sie, so straucheln sie rückwärts, werden zerschmettert, gepackt und gefangen, Liebe, von oskischen und samnitischen Bergvölkern bedrängt, wow, notwendig ist maximale Transparenz, Urschanabi, fünf Vorreden zu fünf ungeschriebenen Büchern, fouetteurs er fouettés, Saft schickt sich an zu rinnen, Douane Allman Boulevard, spüren den Bodensatz, spüren das Unterste, für Frau Cosima Wagner, ich liebe es, reinen Tisch zu machen, verdaderamente,

Freitag, 17. April 2020


es braucht nicht viel Witz, man ist mit wenigem zufrieden, jeg var en mur, ein fauler Spruch, und schon bietet man sich ihm an, wenn man wählerischer gewesen wäre, wären die Künste entwickelter und auf einem höheren Stand, das sei nebenbei gesagt, ein rührendes Kind, man gibt sich ihm schnell einmal hin, während die Oberhäupter und Hordenchefs schlafen, vögelt man im Dunkeln, lässt man den Künstler heran, der so seine schöpferischen Künstlergene weitergeben kann, so vererben sich die verschiedensten Begabungen, mit Hilfe und unter dem Schutz der  Starken, die glauben, ihre eigenen Kinder aufzuziehen, og mine bryster, 

Sonntag, 22. März 2020


so nun Gott einer Seelen so viel Gnad erzeigt, dass er sich also unzertrennlich mit ihr vereiniget, was für Begierden, was für Würkungen, was für Kinder der heroischen Werk werden davon entspringen, so es durch ihre Schuld nicht verhindert wird, quoniam miscuit vobis, das ist der Ursprung dieser wahnsinnigen Begabungen, die unser Leben begleitet und erfüllt haben, die Natur ist dabei überaus grosszügig verfahren, sie hat vieles erlaubt, vieles vergrössert und erweitert und Dinge ermöglicht, die eigentlich gar nicht hätten möglich sein dürfen, sie hat nämlich die Genies ermöglicht, uns verzweifelnde Eintagsfliegen, wir schillern in tausend Farben, auch wenn zehn Farben genügt hätten, und wir sind demnach mit diesen tausend Farben auch nicht erfolgreicher als die Fliegen mit den zehn Farben,

Donnerstag, 27. Februar 2020


du nanntest mich, im Gegenteil, wir werden Opfer unserer Begabung, wir können mehr, als das Publikum verlangt, mehr als das Publikum versteht, und haben daher unsererseits die grösste Mühe, uns in diesem Leben zu behaupten, an eine Weitergabe der Gene im grossen Stil ist ohnehin seit einigen Jahrtausenden nicht mehr zu denken, Arthur, die Herzöge und Könige und Oberförster haben es gelernt, ihre Damen unter Kontrolle zu behalten, es ist nichts auszurichten, was natürlich keine guten Auswirkungen auf die Kunst hat, som tårner,

Donnerstag, 20. Februar 2020

die Kunst beginnt, ein eigenes Leben zu führen, der Künstler zieht sich zurück, auf sich selber, was der Kunst nur in den seltensten Fällen gut bekommt, auch in meinem Falle ist dies der Kunst natürlich nicht gut bekommen, ich entschuldige mich hiermit bei meinen Freunden, was hier entsteht, ist nicht immer Kunst, sondern des öftern nur ein Wirbel, eine Fehlentwicklung. eine geistige, moralische, ästhetische Ungeheuerlichkeit, wir fabrizieren irgendetwas, in unserer Trübsal, in unserer Verzweiflung, in die wir fallen, mit unserem Talent, unserem ungeheuren Talent, das wir wie eine Last tragen, immer in Gefahr, daran zu zerbrechen, und belebtest in mir britisches Dichter-Gebild,

Montag, 20. Januar 2020



so wie ja auch viele daran zerbrochen sind, Bestes ging so verloren, das können wir ruhig sagen, Bestes ging verloren, auch wenn einiges wunderbarerweise und gegen alle Logik dann doch zustande kam, ganz wider die Natur, Tasso kam zustande, und Euphrosyne habe ich geschrieben, das herrliche Werk, und der Tasso ist nun einmal das höchste Geistige, die zarteste Menschheit, welche auch von der sanftesten und weichsten Umgebung gedrückt, sich ihrer Auflösung nähert, welche den Schwerpunkt verloren hat, der sie an die Wirklichkeit heftet, und daher auch erst in der Erscheinung ihre eigentliche Vollendung erreichen konnte,