Mittwoch, 30. Juni 2010


dass es nun immer mehr Ausgeschamte gibt, ist ein in der Kultur­geschichte beispielloser Prozess, man muss nun sehr aufpassen, was weiter geschieht, denn der Schamverlust bringt meistens auch noch weitere Verluste und kann durchaus im Schwachsinn enden, desideravit te in nocte, aber das hält von allen guten Geistern verlassenen Schulpo­litiker und Erzie­hungs­wissenschafter nicht davon ab, den Abbau des Schamge­fühls in die Lern­ziele aufzunehmen,
vernichten die Hülle, schon wieder bin ich Gott, bloss Gott, rings um mich Fratzen, diste tú al caballo la fortaleza, und wir verwenden sie, ganz nach Belieben, alles, was kommt, wird verwur­stet,

Samstag, 26. Juni 2010

aus allem, was kommt, wird eine Suppe gemacht, eine Suppe oder eine Eintragung, in einem kleinen Taschenkalender werden Ereignisse zu Eintragungen, verschlüsselten Eintragungen natürlich, die wir schon nach kurzer Zeit nicht mehr verstehen, die wir nach kurzer Zeit auch nicht mehr finden, weil sie irgendwo im kleinen Büchlein verschwinden, sed et spiritu meo, wenn man nicht weiss, auf welcher Seite man die Eintragungen gemacht hat, findet man sie nicht mehr, oder viel später, wo du ruhest am Mittag, das würden wir gerne wissen, wo du ruhest am Mittag,



geheimnisvoll lächelnd verlässt sie uns, geht irgendwo auf Besuch, und kommt nach zwei Stunden wieder, immer lächelnd, warum soll ich umgehn an den Herden deiner Gesellen, wenn wir die Eintragungen wieder finden, verstehen wir die Zeichen nicht mehr, wir verstehen die Tabelle nicht mehr, zwei Spalten, über der einen Spalte ein grosses J, gefolgt von einem eingekreisten G, die über alle Völker gebreitet, über der anderen Spalte ein eingekreistes S, und sodann auf 23 Zeilen Eintragungen, wenige S, und sodann Zahlen,

Freitag, 25. Juni 2010

Mittwoch, 23. Juni 2010

in praecordiis meis, in kleinen Quadraten Zahlen, 1, 3 und 4, kein Mensch versteht das noch, vernichten die Decke, es geht wohl um Tage, und um Zustände, Zustand 1, Zustand 3 und Zustand 4, de mane vigilabo ad te, und wir finden auch den Buchstaben K, meinem reisigen Zeug unter Pharaos Wagen vergleich ich dich, wir sehen den Buchstaben M, gefolgt von Zahlen,
M+0, M+1, M+4, mein Liebchen, so lässt sich das Leben darstellen, J, G, S, K, M, schön sind deine Backen in den Spangen, M+1, dein Hals in den Ketten, M+3, Spangen von Gold sollst du haben mit silbernen Böcklein, M+4, was das heisst, wissen wir schon nach wenigen Monaten nicht mehr, wir führten ja die Eintragungen nicht systematisch weiter, wir begannen ja nur damit, offenbar 23 Tage lang, und versteckten dann wohl das Kalenderchen, es musste ja versteckt werden,
und was man versteckt, vergisst man dann plötzlich, die über alle Nationen geflochten ist, er habe geglaubt, dass es genüge, wenn man den Menschen solche Dinge in verfeinerter Form sage, erst mit der Zeit sei er darauf gekommen, dass das gar nichts nütze, solang der König mich kostet, J, ein eingekreistes G, gibt meine Narde den Ruch, Täuschung, welch schöne Täuschung, Narde, welch Zauber, Ruch, welch unermesslicher Zauber, Narde, das ist schön gesagt, man kann sich viel dazu vorstellen,
warum, so fragen Sie, hielten wir es aus, war ein Leben zu meiner Zeit denn nicht tausendmal beschwer­licher, grausamer, unsinniger, schreck­licher als es Ihr Leben ist, vestiste tú su cerviz de relincho, es war so, selbstverständlich, es war unmöglich, das Leben, aber wir richteten uns darin ein, wir machen das Leben möglich, wir erfanden Stile und Formen, wir erfanden eine ganze Welt, der wir uns überlassen konnten, die uns trug, tragen musste, wir gaben dem Bösen ein Gesicht, erfanden Mephistopheles, erfanden Professoren, betrunkenes Volk, einen Famulus, allerlei nette Frauenfiguren, wir fanden immer für alles Formen,

Dienstag, 15. Juni 2010

und wir bannten die Schlechtigkeit in diese Formen, so wie ein bòkò das Böse in ein pakèt kongo bannt, was Sie betrifft, so sollten Sie nun nicht gleich verzweifeln, sondern es auch mit diesem Formenerfinden versuchen, auch wenn das vielleicht für Sie viel schwerer ist als für uns, die ihr Felsen, quia, denken Sie aber nicht, dass die Wege verschlossen wären, denken Sie nicht, dass die Bosheit, vor der Sie stehen, zu monstruös ist, es ist nichts so schlecht, dass man ihm nicht ein Gegenmittel entgegensetzen könnte, es gibt keinen Teufel, der uns überwinden könnte, wenn wir uns nur ein wanga machen, das diesen Teufel bannt,
solang der König mich koset, wir neueren Dichter, sagten wir, gibt meine Narde, unterscheiden uns nicht von den Gewalttätern, die in unserer Hochzivilisation für Schlagzeilen sorgen, weil sie eiskalt, wahllos und ohne fassbaren Grund töten, den Ruch, car personne ne devait se douter, auch auf uns trifft das Bild zu, das von den Tätern gezeichnet wird, auch wir führen nach aussen hin ein geregeltes und unauffälliges Leben, auch wir sind aber dabei völlig unberechenbar geworden, parmi mes étudiants et mes lecteurs, auch wir empfinden, wie die Gewalttäter, keinen Hass, keinen Neid, keine Eifersucht und haben schon gar nicht irgendwelche Bereicherungs­absichten,

Samstag, 12. Juni 2010

wir leben in den Tag hinein und wissen nicht mehr, was wir aus unserem Leben machen sollen, vernichten wird er für immer, wir haben keine Identität mehr und versuchen diese Identität in Gewalttaten wieder zu finden, wir neueren Dichter kommen dabei ohne physische Gewalttaten aus, ein Büschel Myrrhen ist mein Freund, que je faisais mon cours, wir kaufen keinen Karabiner und erschiessen nicht junge Mädchen, die ihren Hund spazieren führen, wir setzen uns ganz einfach hin und verfassen einen Text, und diese Texte sind Untaten, sind Todesurteile, diese Texte gehen mit der Welt so gewaltsam um, wie die Welt mit uns gewaltsam umgeht, et que je vivais, in unseren Texten geht es naturgemäss immer um Leben und Tod,
que je rêvais, um was denn anderes, was anderes, bitte, que j’imaginais mes livres littéralement suspendu au sexe et au souffle des jeunes filles, 


was sonst, et des femmes que je rencontrais, wir sagten, dass alle das Falsche tun würden, und wir auch, und wir fügten hinzu, dass dies aber weiter nicht schlimm sei, weil das Gesamtsystem schon wieder ins Gleichgewicht kommen würde, und Bäume, wir sagten, dass es unter Umständen höchst notwendig sei, das Falsche zu tun, weil das Gesamtsystem, das durch Falsches aus dem Gleichgewicht geraten sei, nun auch durch Falsches wieder ins Gleichgewicht gebracht werden müsse, zwischen meinen Brüsten, für das Gesamtsystem sei ja alles, was es aus dem Gleichgewicht bringe, übernachtend, j’aime Dieu et le discours de Dieu,