Freitag, 29. November 2024

 

per omnia saecula saeculorum, ich will ihnen keinesfalls helfen, nein, niemals, ich will sie nur reizen, Amen, Amen, nur reizen, und sodann beobachten, per ipsum, Sie hätten diesen Stoff in einer Kurzgeschichte abhandeln können, auf drei oder vier Seiten, ja, hören Sie, drei oder vier Seiten, das hätte genügt, adiuro vos, und Sie hören nicht auf, Sie schreiben tausend Seiten, Sie Guter, wenn drei oder vier Seiten genügt hätten, Granatöpffelmost, vier Seiten, auf vier Seiten hätte ich Ihre Story abgehandelt, und Sie kommen mit tausend Seiten daher, die allerliebste schläfft, an mitgeführten Miniaturgalgen hingen Puppen, welche die angeklagten Sozialrevolutionäre darstellen sollten, und die Menge rief im Sprechchor, wann sehen wir euch endlich baumeln,

Dienstag, 26. November 2024

 

Rascher Hungertod, was wollen Sie mit tausend Seiten, denken Sie, tausend Seiten würden beeindrucken, tausend Seiten würden zum Ziel führen, et cum ipso, oder fassen Sie es als Sport auf, als Training, denken Sie, Sie würden gesund und jung bleiben, wenn Sie auf tausend Seiten Ihre Sexphantasien ausbreiten, es sind doch im Grunde Sexphantasien, auch wenn es nicht so aussieht und seitenlang sehr langweilig ist, es sind Sexphantasien, und Sie glauben, dass Sie sich durch die so erzeugten permanenten Hormonströme jung erhalten könnten, L’ami des Bêtes,

Mittwoch, 6. November 2024

Freitag, 1. November 2024

cursed is the ground thanks to you, in painful toil you will eat of it all the days of your life,

 

Mittwoch, 23. Oktober 2024

 

ich bitt’ euch, jhr Jungfrawen, da hält Sie doch wohl viel eher der Umstand jung, dass Sie seit zehn Jahren die Pissis und die Kakas putzen, die Ihnen Ihre Kätzin auf den Küchenboden plaziert, wenn Sie etwas jung erhält, dann sind es die vielen tausend Seelein und die vielen tausend braunen Geschenke, die Sie da aufwischen, mit einem feuchten Lumpen, den Sie auswringen, dreimal, viermal pro Anlass, Urin ist etwas Gesundes, das sollten Sie wissen, und Ihre unbestreitbare Frische stammt von den heilkräftigen Substanzen, die Sie täglich durch Ihre geschätzte Haut aufnehmen, fly,

Mittwoch, 28. August 2024

 

alle lügen, natürlich lügen alle, sie lügen, wir lügen, aber wir können es uns leisten, etwas weniger zu lügen als die anderen, und wir betrachten uns deshalb als viel zivilisierter, es gibt die zivilisierte Lüge, die so zivilisiert ist, dass sie schon fast nicht mehr als Lüge wahrgenommen wird, so zivilisiert, dass sie gar nicht mehr als Lüge wahrgenommen wird, sondern als die lautere Wahrheit, filiae Hierusalem, in diesem Zustand befinden wir uns, und wenn wir die anderen lügen sehen, schaudert es uns vor der Offensichtlichkeit dieser Lügen, wenn wir diese Afrikaner lügen sehen, graust es uns vor ihnen, weil sie durch die Umstände gezwungen werden, so offen zu lügen,

Mittwoch, 21. August 2024

Dienstag, 20. August 2024

 

schon, sie leben in einer Welt, die es nur in ihren Erzählungen gibt, eine Welt voller Schulen und Institute und Universitäten, voller Studenten und Lehrer, voller weltberühmter Professoren, voller Dissertationen, die alle kurz vor dem Abschluss stehen, voller Geldgeber, voller Reisen, durch die ganze Welt, über China und Japan nach Australien, voller Musiker auch, das ganze Land ist voller grosser Musiker, fast jeder ist auch noch Musiker oder sonstwie ein hochtalentierter Künstler, ein Dichter gar, min elskede, alle lügen, wir aber lügen besser, wir lügen stilvoll, wir lügen in grossem Stil, et in ipso, und wir träumen von einem, der nicht lügt, der sich im Stadttheater hinsetzt, an den Tisch vor dem Vorhang, und nicht lügt, Bruno Ganz nämlich hat gelogen, man sah es ihm an, dem besten deutschsprachigen Schauspieler sahen wir es an, dass er sich unbehaglich gefühlt hat, an diesem Sonntagmorgen im September,

Freitag, 26. Juli 2024

 

ne suscietis, wir berichteten und sprachen sodann lange von einer Aufführung, die wir 1969 in Zürich sahen, am Tag, an dem wir das Lizentiatszeugnis erhalten hatten, ein Dichter geriet in dieser Aufführung durch zwei vornehme Hofdamen in äusserste Bedrängnis, und er spielte diese Bedrängnis so über alle Begriffe gut, dass wir dachten, wir würden nie wieder eine so ungeheure Leistung sehen, und wir haben sodann in der Tat nie wieder eine so ungeheure Leistung gesehen, sagt mir, aber an diesem Sonntagmorgen hat man sich etwas vorgemacht, das wusste der Schauspieler, er lächelte immer wieder sehr scheu, wir sahen noch nie einen älteren Herrn so scheu lächeln,

 

es war sehr ergreifend, und wir träumen von einem Herrn, der sich auf die Bühne setzt und Böses liest, der nicht gleichsam um Entschuldigung bittet, dass er gekommen ist und nun liest, offen­sicht­lich Sinnloses liest, das niemand richtig hören will, pleni sunt caeli, von denen, die da sind, kann ja niemand richtig zuhören, man will nicht hören, man will nur dabei sein, in diesem kleinen Theatergottesdienst, gerührt dein Blick, wir träumen von einem, der ganz allein dasitzt, ganz ohne Publikum, wozu Publikum, um Himmels willen, der ganz allein dasitzt und nur für sich liest, oder für einen Freund oder eine Freundin, die weit hinten, im Dunkel einer Loge sitzt, einer Dame, die er scheu verehrt, hat er gesagt, sie dürfe zuhören, wenn sie wolle,

Dienstag, 2. Juli 2024


 

 

muralla, und dann spricht er einen wahren Text, ich freue mich, sagt er, dass es in dieser Welt noch anständige Menschen gibt, die einen Charakter haben, die auch bei grösstem Gegenwind zu ihrer Ueberzeugung stehen, liest er, et terra gloria tua, dies verstehe ich nicht, was es bedeute, liest er, und eben darumb, weil ich es nicht verstehe, erweckt es in mir ein grosses Wollust und Freude, und wenn er das liest, schämt er sich nicht mehr, y mis pechos, der Vortragende wirkt nicht mehr wie eine an Fäden gezogene Puppe, nicht mehr wie ein Zombie, aus dem Grab hervorgepfiffen, um einer stumpfsinnigen Menge Kulturtabletten abzugeben, ja, liest er, schon,

Donnerstag, 27. Juni 2024

 

und gleicht nicht mehr einem Baron Samdi, der nur erscheint, um uns zum Grab zu geleiten, alle lügen, einer ist fondateur d'une université, ein anderer assistant, er hat nur dieses Wort, er weiss kein anderes, wenn man ihn fragt, was er tut oder macht, dann sagt er je suis assistant, und wenn man weitere Fragen stellt, wiederholt er den Satz, er hat nur diese eine Lüge, wir sind da viel flexibler, wir sind beispielsweise Liebender, liest er, auf der leeren, nur schwach beleuchteten Bühne, vor dem Dunkel, in dem vielleicht eine Zuhörerin sitzt, vær som et rådyr, und die Lesung muss gar nicht stattfinden, es genügt, dass wir sie uns denken, dann findet sie ja auch statt, dann liest der beste deutschsprachige Schauspieler mit seiner weichen, warmen Engelsstimme die tausend Seiten in einem Zug, und so kann auch anderes nicht stattfinden,

Donnerstag, 13. Juni 2024

 

die fétiches müssen nicht angefertigt werden, weil sie ja schon lange vorhanden sind, sie sind da, zerlegt, in tausend Teilen, son torreones, wir andern aber sollen in aller Einfalt annehmen, was uns der Herr mittheilen will, was er uns aber nicht gibt, haben wir keine Ursach, uns darumb zu bekümmern, sondern haben uns zu erfreuen in der Erwägung, dass unser Gott und Herr also gross ist, dass ein einziges seiner Wort tausenderley Geheimnuss in sich begreifet, dahero verstehen wir es nicht genug, liest der Schauspieler, mir sagt es die Träne, nicht nur die Politiker leben unter einer Käseglocke, auch die Bürger leben unter einer Käseglocke, die Bürger oder wie auch immer man diese dahindämmernden Kreaturen nennen will, sie leben in einer dumpfen, stickigen Käseglockenluft,

Sonntag, 26. Mai 2024

Donnerstag, 9. Mai 2024

 

und alle nehmen sich wichtig, alle sind kleine dösende Herrgötter, jeder einzelne ein kleiner Herrgott im Mittagsschläfchen, und man darf sie nicht behelligen, oh nein, wehe, wenn man auch nur behutsam an die Käseglocke tippt, dann entsteht ein Affen­theater, und man bereut sofort, dass man die Herrgöttchen aus ihren Träumen gerissen hat und nimmt sich vor, es nie wieder zu tun, ne suscietis et evigliare faciatis, nie wieder, im übrigen ist es schlimm genug, dass jetzt Zeiten kommen, in denen Käseglocken keinen Schutz mehr bieten, als wie auch zuvorhin, wir leben von der Substanz, geistig, politisch, kulturell, wirtschaftlich, ökologisch, und nie vorher hat man sich so wenig daraus gemacht, nie vorher hat man über alle Parteien und Schichten und Gruppierungen hinweg sich so mit dem Verfall abgefunden, und so scheint es, als ob es nun kein Mittel mehr gäbe, die Dinge zu ändern,

 

 

Freitag, 12. April 2024

 

der Zerfall ist da, um uns, in uns, die Individuen ertragen den Druck nicht mehr, der auf ihnen lastet, sie fallen auseinander, und gerade die Tüchtigsten fallen auseinander, hosanna, letzte Sitzung des Kongresses, alle Resolutionen werden angenommen, natürlich gegen die Stimmen der Russen, Radek hielt noch eine boshafte Rede, hinter der Maske des jungen Liebhabers, die er aufgesetzt hat, hinter seinen blitzenden Brillengläsern zeigt sich plötzlich in seinem Gesicht etwas, das zwischen Facta und Wolf ist, und auch etwas von einem Straßenjungen oder von den bösen Buben von Busch nach einem besonders gelungenen Streich, eine wahre, freche, amüsante und schreckliche Mephistophysiognomie,

Dienstag, 26. März 2024

 

Die Frau des Bäckers, sie denken, die Gesellschaft bestehe nur noch aus ein paar alten Damen und aus Drogensüchtigen und Drogenhelfern, und sie ertragen nur noch die alten Damen, die alten Damen haben ihre Würde, aber sie ertragen die Drogensüchtigen nicht mehr, sie ertragen auch die Drogenhelfer nicht mehr, sie möchten zur Pistole greifen und erschiessen, wer ihnen gerade in die Hände gerät, dilectam, aber sie möchten dies nur tun, sie tun es natürlich nicht, die Natur will es anders, die Natur will, dass sie die Verlorenen schweigend zurückziehen, dass sie das Uebel in sich hineinfressen und still daran zugrundegehen, jhr wollet fleissig schawen,

Mittwoch, 13. März 2024

Donnerstag, 22. Februar 2024

 

ich empfehle Ihnen sehr, hören wir, im Dunkeln sitzend, sich mit den fundamentalistischen Tendenzen in aller Welt zu befassen, lesen Sie, was in Teheran, in Algier, in New York geschieht, manchen Sie sich mit diesen Mentalitäten vertraut, wir werden sie sehr bald auch bei uns antreffen, wir sind ja womöglich schon mittendrin im allerärgsten Fundamentalismus, wir merken es nur nicht, denn unsere erzfundamentalistische Ueberzeugung geht dahin, dass wir glauben, dass das, was wir machen, gut und vernünftig ist, Euphrosyne, aber das, was wir tun, ist schon seit ein paar Jahrhunderten nur noch krimineller Unfug, in wechselnden Formen, in durchaus interessanten Formen sogar,

Freitag, 16. Februar 2024

 

eller en ung hjort, wie kann ein Mensch das alles aushalten, diese Frage ist leicht zu beantworten, das Leben hat das Leben immer ausgehalten, es hat sich von allem Anfang an aushalten müssen, das gehörte zu seinem Grundprogramm, ohne diese Festigkeit und Resistenz wäre es ja schnell wieder verschwunden, und je höher es sich entwickelte, um so zäher und widerstandsfähiger musste es werden, um so listiger, um so klüger, es liegt daher durchaus im Programm der Evolution, wenn uns viel aufgebürdet wird, Hindernisse und Gefahren bringen nie so viele Organismen um, dass der Fortbestand des Lebens gefährdet wäre, Schwierigkeiten stärken uns, wecken den Lebenswillen, bringen uns weiter, Euphrosyne,

Freitag, 2. Februar 2024

 

dann wären wir demnach alle stark und zäh und klug, die Auswahl, die die Natur trifft, ist nur aus unserer beschränkten Sicht eine negative Auswahl, wir sind Nachkommen von Individuen, die sich auf fragwürdige Weise durchgesetzt haben, wir sind Nachkommen von Gewalttätern, von Kriegern, von Schlägern, aber auch von Schlaumeiern, Parasiten, Betrügern, Dieben, Nachkommen auch, und das wollen wir nicht vergessen, von Unterwürfigen, Schleimi­gen, Devoten, die sich mit den Herrschenden zu arrangieren wussten, Nachkommen vielleicht auch von Dummköpfen, die man um ihrer Blödheit willen ungeschoren liess, fleissig schawen, mit diesem Material etwas anzufangen, einen Staat zu bilden, ist nicht sehr aussichtreich,

Samstag, 27. Januar 2024

Donnerstag, 18. Januar 2024

 

escápate, und der ältere Herr auf der Bühne liest die Geschichte des Hofnarren Gonella, am Hof der Este in Ferrara, mit dem man sich allerlei grobe Spässe erlaubte und der schliesslich bei einem dieser Spässe den Tod fand, er starb vor Schreck, als man ihn zum Schein hinrichten lassen wollte, dass jhr sie ruhen lasst, und der Herr auf der Bühne liest weiter, Stunde für Stunde, wer hält den Satan auf, sagt er, die armen Menschen haben die Vorstellung entwickelt, dass es einen Satan gibt, den man aufhalten könne, dem man mit aller Kraft entgegentreten müsse, damit die Welt noch weiter Bestand hat,

 

der Satan will nämlich, dass die Welt untergeht, die Welt geht aber auch ohne Satan unter, meine Guten, so hörten wir einen reden, das hängt mit der gesamten Welteinrichtung zusammen, zerstört wird auch ohne Teufel, denn das Leben selber zerstört, in excelsis, was produziert wird, geht wieder zugrunde, Teufel hin oder her, es gibt ihn zwar, ihn und ganze Heerscharen von Oberteufeln und Unterteufel und Kleinteufeln, aber ob er hier wirklich gebraucht wird, das wäre zu untersuchen,

Donnerstag, 4. Januar 2024

 

das ist nicht so ganz klar, das weiss auch ich nicht, so hörten wir einen Herrn reden, in rotem Kleid und schwarzem Zylinder, und ich befinde mich doch immerhin nicht ganz auf der untersten Stufe der höllischen Hierarchie, das Leben geht seinen Gang, ob wir esprits nun viel wirken oder nicht, wir wissen doch eigentlich selber nicht, was wir sind, wir sind Begleiter, wir sind Beobachter, wir wirken mit, aber was heisst denn hier in dieser Welt wirken, wer könnte von sich sagen, dass er in diesen zähen Teig Bewegung bringt, in diesen Sumpf Bewegung,

 

wohl ist sie schön, die Welt, und so verfolgen wir eben diesen endlosen, komplizierten Kampf zwischen Ordnung und Unordnung, als lächerliche Engel oder närrische Teufel, die sich um die schwachen Menschen drehen, manche gleichgültig, manche mürrisch, manche wieder eifrig bemüht, zu stärken oder zu schwächen, nach bestem Wissen und neuestem Stand der Technik, benedíctus, manche mit Lust, manche mit Unlust, manche bedauern die armen Menschen, die zu Milliarden diesem Seilziehen ausgesetzt sind, manchmal habe ich grosses Erbarmen mit ihnen, und ich wünschte, sie wären klüger, fähiger, besonnener, ich wünschte, dass sie ihre Schachfigurenexistenz durchschauen könnten,