Montag, 25. Januar 2010

wir sitzen an unserem Tisch tot wie Kafka und stehen auf und gehen diktierend im Zimmer umher göttlich wie Goethe, mächtig, fürstlich, erhaben, gab ein liebend Geschick, das Vergnügen wäre möglicherweise noch grösser, wenn sich auch der Wunsch nach einer Publikation erfüllen würde, wenn unsere gesammelten Werke in zehn oder zwanzig Bänden herausgegeben würden, in mehreren Sprachen selbstverständlich, aber so wie unsere Schachpartien nicht in der Presse und in den Fachbüchern erscheinen, so erreichen auch unsere Dichtungen kein interessiertes Publikum, aber was bedeutet das, the thunder, was will das heissen, wir halten zu unseren Werken, so wie wir zu unseren Kindern halten, was auch immer sie tun, wir sind sogar überzeugt, dass in diesen Drittliga-Schachpartien und Drittliga-Dichtungen Geheimnisse und Mysterien verborgen sind, über die man, wenn sie sich einem nur erschliessen würden, staunen würde,
freund­lich dem Glücklichen, vielleicht ist der Schritt von einem Amateur zum Weltmeister klein und aus der Sicht der Schöpfung gesehen belanglos, vielleicht kommt es nicht auf die Resultate an, sondern auf das Tun, auf die Hingabe, die Begeisterung, han skakas och rasar, merkwürdig, dachte er, was ich immer träume,
er war in einem Warenhaus, mit breiten, grossen Treppen, und sah, wie man einen offensichtlich gefährlichen Menschen verfolgte, Sicherheits­leute rannten hinter ihm her und schossen, sie verschwanden in einem Gang und kehrten sogleich verzweifelt rufend zurück, jetzt war es der Verfolgte, der plötzlich bewaffnet war und schoss, er selber geriet jetzt ins Schussfeld, der Verfolgte stand auf einer Galerie und zielte auf ihn, der im Treppenhaus stand und keinen Schutz fand, es entstand eine wilde Schiesserei, er erwartete, verletzt zu werden, erschossen zu werden und wurde weder verletzt noch erschossen sondern erwachte, mir, ganz gewöhnliche Gespräche waren es gewesen, ganz normale, leichte, spielerische Gespräche, aber das war offenbar gerade das Verbotene, Schlimme, das löst mehr sexuelle Erregung aus als eine ordentliche sexuelle Phantasie,
ein kleines Gespräch mit einer flüchtig Bekannten, das führt zur Vorfreude, er hatte übrigens lange nicht gewusst, was Vorfreude war, bis er hörte, wie eine Frau ihm gegenüber von der Vorfreude sprach, wegen der Vorfreude, sagte die Frau, und wollte ihm das Präservativ gleich von Anfang anziehen, es ist wegen der Vorfreude, och uppslukar marken, und die Gedanken liegen da wie nasse braune Blätter im Regen, die auch niemand mehr an die Bäume zurückzaubern kann, das Leben muss den alternden Menschen das Leben weniger schmackhaft machen, das begreifen wir, dachte er, die alternden Menschen müssen die Lust am Leben langsam verlieren, sie müssen die Fähigkeit verlieren, Freude zu haben, das Leben muss ihnen Gewichte anhängen, nicht nur an den Bauch, auch an die Stirn, und so haben sie dann eben genau solche Gedanken hinter dieser Stirn, wie wir sie haben, ubi audierit bucinam dicet va,
in den siebziger Jahren wurden die Keime gesät, sagte der Chef, in den siebziger Jahren waren die ersten Schwächen da, in den achtziger Jahren ging die Saat auf, und der Fisch begann vom Kopf her zu stinken, Kronendach, die achtziger Jahre, sagte er, waren verhältnis­mässig harmlose Jahre, trotz der Klüngel­wirt­schaft, trotz des Menschenhandels, des Protektionismus und auch der Prostitution, es war dies alles durchaus noch harmlos, es war noch nicht alles ein einziger grosser Sauhaufen, l’éternel lui dit encore,

Montag, 18. Januar 2010

Sonntag, 17. Januar 2010

Sauhaufen, sagte er und lächelte, Spitzenkonzentra­tion, das Gefühl, an dem die Wissenschaft schon am längsten forscht, ist die Angst, keine andere Emotion lässt sich leichter in einem Labor erzeugen, demgegenüber steckt die Forschung über die Anatomie der Freude noch in den Kinderschuhen, va, unser Gefühl für die Musik ist mindestens so alt wie das Lächeln, traurige Musik erfordert mehr Gehirnarbeit, das Gefühl für die Musik ist uralt, sagt der Psychobiologe Panksepp,
wenn die Mutter zu ihrem Kind spricht, gebraucht sie verschiedene Tonhöhen, Emotionen wie Trauer und Glück haben ihre eigenen Klänge, je suis l’éternel, für unser Sozialleben ist es wichtig, Gefühlsschwankungen anderer Menschen auch ohne Worte wahrzunehmen, der Wechsel im Tonfall einer Stimme liefert uns die untrüglichen Zeichen dafür, das Gefühl für Klänge, die Angst, der Ärger oder die Aggression, sie sind vermutlich die Ahnen von entwicklungsgeschichtlich neueren Gefühlen wie der Eifersucht, der Verlegenheit oder der Enttäuschung, obstupescite et admiramini, die Forschung sieht heute den Sinn von Emotionen darin, dass sie uns helfen, vernünftige Entscheide zu treffen, langweilen Sie sich, darf ich annehmen, dass Sie sich nicht langweilen, ich nehme es an, denn ich bin ja vermutlich einer der unterhaltsamsten Menschen der Welt, auch wenn dies womöglich nicht alle so sehen, manche Menschen sehen einfach gewisse Dinge nicht, es ist wie wenn sie verhext wären,  Kammer­experiment,
da sitzt der absolut unterhaltsamste Mensch neben ihnen und sie merken es nicht, sie schimpfen, sie sagen, dass der absolut langweiligste Mensch neben ihnen sitze, je suis le Dieu tout puissant, Sie glauben nicht, für uns Alte ist es zum Tollwerden, wenn wir da so um uns herum die Welt müssen vermodern und in die Elemente zurückkehren sehen, dass, weiss Gott wann, ein Neues daraus entstehe,
Zapfenbehang, Plattfische können sich durch eine auf den jeweiligen Untergrund abgestimmte Färbung prak­tisch unsichtbar machen, nahezu perfekt passen sie sich in Farbe und Muster an, ihre Farben entstehen durch die Wanderung verschiedener Pigmente in den Zellen, die Information, wie die Pigmente verteilt werden müssen, erhalten die Zellen durch eine Verbindung zu den Augen, auf diese Weise schaffen es Plattfische sogar, auf einem Schachbrett das Muster nahezu exakt nachzu­ahmen,

Freitag, 15. Januar 2010

marche devant ma face, das ästhetische Empfinden ist eine Falle der Natur, ein Trostmittel, das uns das Leben als schön und begehrenswert hinstellt, Farben, Formen, Töne, es ist ein Betrug, eine Täuschung, es ist ja alles nur Chaos und Lärm, den Schleier heben, ja, was Teufel,
man weiss da, woran man sich zu halten hat, ach Gott, es ist alles so einfach und immer dasselbe, fluctuate et vacillate inebriamini, warum hat Oedipus, als er zufällig zu hören bekam, dass er bei seiner eigenen Mutter geschlafen und Kinder von ihr habe, nicht versucht, dies geheim zu halten oder in Theben als gesetzlich zu erklären, statt dessen machte er es später aller Welt kund und rief, ausser sich, laut, er sei zugleich Vater und Bruder, Gatte und Sohn, et sois intégre, die Hähne regen sich über solche Beziehungen nicht auf, auch nicht die Hunde oder die Esel, nicht einmal die Perser, die doch als die Vornehmsten in Asien gelten, zudem blendete er sich selbst und irrte blind durch das Land, wie wenn er nicht auch sehend hätte umherziehen können, ich lag sanft,

Dienstag, 12. Januar 2010

Montag, 11. Januar 2010

was gibt es nun, für das man Ernst aufwenden muss, dies eine, gerechte, unbestechliche Denkkraft, gemeinschaftsfördernde Handlungen, Sorgfalt, Genauigkeit, Ruhe, Besonnenheit, eine Rede, die niemals zu lügen vermag, eine Seelenhaltung, die alles Begegnende als notwendig, als bekannt, als von bestimmtem Urgrund und Quell fliessend begrüsst, aber tief eingeschlafen, es ist wahrhaftig keine Kunst, unser Herrgott zu sein, es gehört nur ein einziger Gedanke dazu, wenn die Schöpfung da ist, was vorher war, geht mich nichts an, aber so einfach und so leicht der Gedanke ist, so schwer lassen es sich die Menschen werden, alles zu zerstückeln,  
l’éternel lui apparut parmi les chênes de Mamré, das Schreiben ist ein Akt der Selbstachtung, ein biologisches Phänomen, wir wollen nicht einfach, wie der grösste Teil der Organismen, untergehen, ohne etwas hinterlassen zu haben, wir wollen uns verewigen, und wir wollen nützlich sein, im Guten oder Bösen, nützliche Glieder der Gemeinschaft, wie unsere Vorfahren, und nützlich sind wir, wenn wir sagen, was zu machen ist, oder wenn wir schweigen und nicht sagen, was zu machen ist, Zukunfts­perspektive, vom Herzog lasse er sich immer gern bestimmen, denn der bestimme ihn immer zu etwas Gutem und Glücklichem, da fand ich mich in den gestrigen Saal versetzt,
das Schreiben ist, wie der Umgang mit Katzen, eine therapeutische Angelegenheit, sehr wirksam und sehr empfehlenswert ist es, das Schreiben mit dem Halten von Katzen zu kombinieren, y a-t-il rien qui soit étonnant,
wir sahen heute einen Regenwurm, der mit raschen, kräftigen Bewegungen über den Fahrweg kroch, wir waren erstaunt über die Geschwindigkeit des Tiers, einen solchen Regenwurm hatten wir noch nie gesehen, et non a vino movemini, aber einige Personen seien, die einen ganz unheilbringenden Einfluss auf ihn hätten, lange habe er es nicht gemerkt, aber immer, wenn sie ihm erschienen, sei ihm, auch ganz unabhängig von ihnen, irgend etwas Unangenehmes, Trauriges oder Unglückliches begegnet, Ansprechbarkeit, Musik entspannt unsere Tätigkeit, mehr noch, grosse Musik vermag unsere harte Selbstbehauptung zu lösen, wie sich eine Faust löst, grosse Musik sammelt uns in unserer Tiefe, wir werden einfach und wieder mit uns eins, de la part de l’éternel, alle determinierten Naturen seien ihm glückbringend, so auch Napoleon, aber allein,

Montag, 4. Januar 2010

wenn ihr stille werdet, so wird euch geholfen, so schrieb ich auf einen Zettel, der sich im Nachlass der Katharina von Klettenberg gefunden hat, Samenbehang, ich drang näher in ihn ein, ob dergleichen Unglücksboten etwa in der Nähe wären, nein, sagte er, aber wenn es einmal der Fall sein würde, versprach er mirs zu sagen, et non ebrietate,
der grüne Vorhang ging auf, er sei dabei auch vor einschneidenden Massnahmen nicht zurückgeschreckt, Horizon­tierung, denn das Schicksal sei nachsichtig und milde und lasse nur das zusammenbrechen, was restlos morsch sei, wenn auch nur ein einziges kräftiges Reis sich zeige, lasse das Schicksal es leben, quoniam miscuit vobis Dominus spiritum soporis, es ist nicht wahr, dass die Liebesgeschichte eine zweifelhafte Hinterlassenschaft der christlichen Kultur ist,